Delisting von der Nasdaq

Peregrine muss weitere Fehlbuchungen einräumen

06.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Die in einen Bilanzskandal verwickelte US-Softwareschmiede Peregrine Systems hat nach erneuter Überprüfung ihrer Bücher die Einnahmen der letzten drei Jahre um insgesamt rund 250 Millionen Dollar nach unten korrigiert.

Der angeschlagene Anbieter von Asset- und Customer-Relationship-Management-Software war nach ersten Einschätzungen der KPMG-Buchprüfer von einem Korrekturbedarf in Höhe von 100 Millionen Dollar ausgegangen. KPMG hatte zuvor Arthur Andersen abgelöst, war jedoch kurz darauf wegen umstrittener Umsätze seiner Consultingsparte mit Peregrine durch Pricewaterhouse-Coopers ersetzt worden.

Für die nun auf 250 Millionen erhöhten Korrekturen gab Peregrine als Erklärung an, die Prüfer hätten bei erneuter Durchsicht der Bücher weitere Fehlbuchungen von bis zu 180 Millionen Dollar in den letzten elf Quartalen festgestellt. Das Unternehmen kündigte an, künftig weniger aggressiv zu bilanzieren und Umsätze erst dann zu buchen, wenn der Endkunde die Ware bezahlt hat.

Obwohl die Buchprüfung beendet und die Ergebnisse an die US-Börsenaufsicht weitergeleitet wurden, schloss die Softwareschmiede weitere Berichtigungen und eine erneute Änderung der Resultate nicht aus. Zudem will Peregrine aufgrund von Buchungsunregelmäßigkeiten für die betroffenen Berichtsperioden eine Abschreibung von 100 Millionen Dollar in Anspruch nehmen. Gleichzeitig verkündete das finanziell angeschlagene Unternehmen, dass es gelungen sei, eine Kreditlinie in Höhe von 103 Millionen Dollar zu verlängern. Da Peregrine nicht in der Lage war, seine Quartalsberichte termingerecht vorzulegen, wird die Aktie seit Freitag, den 30. August nicht mehr an der Nasdaq gehandelt. (rg/mb)

Zu schnell gewachsen

Unter Leitung des Ende Mai geschassten Firmenchefs Steve Gardner hatte Peregrine seit 1997 insgesamt 16 Softwarefirmen aufgekauft. Im Dezember 2000 übernahm das Unternehmen das Service-Desk-Geschäft der IBM-Tochter Tivoli für 105 Millionen Dollar, im März 2001 kaufte Peregrine den EAI-Anbieter Extricity für 168 Millionen. Den dicksten Fisch zog Peregrine im April 2000 an Land: Die Übernahme des B-to-B-Spezialisten Harbinger schlug mit 2,1 Milliarden Dollar zu Buche. Im Juni 2001 folgte mit dem Zukauf des CRM-Softwareherstellers Remedy für 1,1 Milliarden eine zweite Großinvestition. Mittlerweile will die neue Geschäftsleitung das B-to-B-E-Commerce-Geschäft wieder abstoßen.