Aufsichtsbehörde nimmt Bilanz unter die Lupe

Peoplesoft entläßt trotz guter Ergebnisse

05.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Obwohl Peoplesoft Inc. für das Geschäftsjahr 1998 ein kräftiges Umsatzplus von 61 Prozent und eine Steigerung der Erträge um rund 35 Prozent meldet, wollen die Softwerker weltweit rund 430 Mitarbeiter entlassen. Überdies reichten Aktionäre in den USA eine Klage gegen das Unternehmen ein, worin den Softwerkern falsche Buchung vorgeworfen wird.

Auf rund 1,31 Milliarden Dollar wuchsen die Einnahmen der Softwerker aus Pleasanton, Kalifornien. Der Gewinn stieg im gleichen Zeitraum von 108 auf 143 Millionen Dollar. Bei der Berechnung dieser Zahlen ist eine Sonderabschreibung für die Übernahme des Softwarehauses Intrepid in Höhe von 13,9 Milionen Dollar enthalten. Mit einem Umsatzwachstum von 115 Prozent gegenüber 1997 konnte Peoplesoft in Europa überdurchschnittlich zulegen, teilte Uli Lindner, Geschäftsführer Peoplesoft Deutschland, in München mit.

Der Gewinn pro Aktie lag aber mit 16 Cent einen Cent unter den Erwartungen von Analysten, die in den USA üblicherweise im Vorfeld abgegeben wird. Gleichzeitig hat Peoplesoft seine Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigiert: Man rechne für 1999 mit einem Anstieg der Einnahmen von lediglich 20 bis 30 Prozent.

Für das erste Quartal 1999 hat die Softwareschmiede nun eine strategische Neustrukturierung geplant, sagte Lindner. Angesichts des schwächeren Wachstums werden als "Präventivmaßnahme" 430 Arbeitsplätze vor allem in Verwaltung, Vertrieb und Marketing abgebaut. Der Personalabbau werde sich jedoch zu 90 Prozent auf Nordamerika beschränken. Zudem solle der Bereich Support und Entwicklung um 100 Mitarbeiter, die intern den Arbeitsplatz wechseln, verstärkt werden.

Die Anwaltsfirma Farqui & Farqui hat dem Gericht ein Papier vorgelegt, worin Peoplesoft vorgeworfen wird, Kosten für Forschung und Entwicklung im Zusammenhang mit Firmen übernahmen nicht sachgemäß ausgewiesen zu haben. Diese Maßnahmen hätten den Aktienwert im Zeitraum vom 4. Februar 1997 bis 28. Januar 1999 beeinflußt. Peoplesoft-Verantwortliche wehrten sich gegen die Beschuldigungen. Dennoch prüft die amerikanische Börsenaufsicht, ob die letzten Käufe den Gesetzen entsprachen.

Branchenkenner messen den Vorwürfen bisher keine große Bedeutung zu. Bei Firmenübernahmen sei es aus steuerlichen Gründen üblich, einen großen Teil der Kosten der übernommenen Firma direkt auf das eigene Forschungsbudget zu buchen. Der Übernahmeaufwand könne somit innerhalb eines kürzeren Zeitraums abgeschrieben werden. Die Steuerbehörden in den USA hätten seit einiger Zeit erkannt, daß ihnen durch diesen Trick Steuergelder entgehen. Die SEC leiste nun Amtshilfe und schiebe diesen Buchungspraktiken einen Riegel vor. Ähnliche Probleme wie beim ERP-Anbieter Baan, der durch unsaubere Buchungen seinen Umsatz künstlich erhöht hatte, vermuten die Fachleute bei Peoplesoft hingegen nicht.