Peinliches Eingeständnis nach Kritik an Lotus

Peinliches Eingeständnis nach Kritik an Lotus Jahr-2000-Bug betrifft auch MS-Mail

22.01.1999
SAN MATEO (IDG) - Anwender von "Microsoft Mail" bleiben vom Jahr-2000-Problem nicht verschont. Wie der Hersteller bekanntgab, benötigen Nutzer entsprechende Ergänzungen. Peinlich ist das für Microsoft vor allem deshalb, weil das Unternehmen im vergangenen Jahr seinen Konkurrenten Lotus wegen desselben Problems kritisiert hatte.

Die Nachricht, daß MS-Mail-Anwender ein Dienstepaket zur Behebung des Jahr-2000-Fehlers brauchen, kommt überraschend. Schließlich hat Microsoft noch im Sommer 1998 eine Werbekampagne durchgeführt, in der es mit dem Slogan "Es ist das Jahr 1900. Wissen Sie, wo Ihre Messages sind?" auf die Jahr-2000-Schwäche von Lotus'' "cc:Mail" hinwies.

Lotus ging laut "Infoworld" immerhin offen mit dem Problem um und informierte die Anwender frühzeitig, daß lediglich cc:Mail 6.0 und spätere Versionen Jahr-2000-sicher seien. Damit standen die Kunden vor der Wahl, entweder auf Release 6.0 oder ein ganz anderes System zu migrieren. Microsofts Informationspolitik dagegen läßt zu wünschen übrig: Das Unternehmen gab die Existenz von entsprechenden Bugfixes auf der Web-Site erst Ende Dezember bekannt, obwohl diese schon seit November 1998 dort vorhanden waren.

Das Dienstepaket eignet sich für "MS Mail 3.5", "MS Mail Client 3.5", "MS Mail Client 4.21", "Remote Mail Client 3.2" und "MS Mail Gateway". Frühere Versionen von MS Mail werden nicht unterstützt. Gewöhnlich ist lediglich die Installation des Bugfixes auf dem Server erforderlich. Eine Ausnahme hiervon bildet die Nutzung von Remote Clients. Neben der Möglichkeit, ein Upgrade auf die neueste Ver- sion von MS Mail vorzunehmen, können Anwender natürlich auch auf ein anderes Jahr-2000-taugliches Messaging-System wech- seln. Microsoft versucht daher, wechselwillige Kunden von "Exchange 5.5" zu überzeugen, indem es Preisnachlässe und kostenlose Migrations- Tools anbietet. Microsoft Deutschland widerspricht dieser Darstellung, daß die Migration auf Exchange 5.5 wegen der Jahr- 2000-Kompatibilität empfohlen werde. Auch für niedrigere Versionen gebe es Patches, hieß es.