Produktspionage

Pegasystems droht Milliardenzahlung

21.09.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach der Bestätigung eines Urteils im Rechtstreit mit dem Rivalen Appian droht Pegasystems nun eine Schadensersatzzahlung in Höhe von über zwei Milliarden Dollar. Bis zur Zahlung könnten jedoch Jahre vergehen.
Pega droht eine Milliardenstrafe.
Pega droht eine Milliardenstrafe.
Foto: rawf8 - shutterstock.com

Das Circuit Court für Fairfax County, Virginia, hat das bereits im Mai gefällte Urteil eines Geschworenengerichts bestätigt, wonach Pegasystems dem Rivalen Appian wegen Veruntreuung von Geschäftsgeheimnissen 2,036 Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen muss. Das Gericht bestätigte außerdem das Urteil der Geschworenen, dass Pegasystems gegen den Virginia Computer Crimes Act verstoßen hat - hier wurde Appian allerdings nur ein Schadensersatz von einem Dollar zugesprochen.

Da die Geschworenen eine vorsätzliche und böswillige Aneignung der Geschäftsgeheimnisse von Appian feststellten, wies das Gericht Pegasystems außerdem an, Appian 23,6 Millionen Dollar an Anwaltskosten im Zusammenhang mit dem Fall zu erstatten. Außerdem muss Pegasystems Appian die gesetzlichen Zinsen ab Urteilsverkündung in Höhe von sechs Prozent pro Jahr, das heißt etwa 122 Millionen Dollar pro Jahr, zahlen. Da Pega nach eigenen Angaben gegen das Urteil in Berufung gehen will, könnte sich - bei ausbleibenden Erfolg - Einiges an Zinsen anhäufen, bis die Summe fällig ist.

Zugang zur Appian-Entwicklungsplattform

In der bereits Ende März 2022 eingereichten Klage beschuldigte Appian den Wettbewerber Pega, sich unrechtmäßig Geschäftsgeheimisse angeeignet zu haben. Um dies zu untermauern, präsentierte der Softwareanbieter während des siebenwöchigen Prozesses Beweise, dass Pegasystems einen Mitarbeiter eines staatlichen "Auftragnehmers", der Appian nutzte, eingestellt hatte, um sich Zugang zur Entwicklungsplattform von Appian zu verschaffen. Ziel dieser Aktion war es zu lernen, wie man besser mit Appian konkurrieren kann.

Zu diesem Zweck soll der ebenfalls angeklagte Youyong Zou, laut Appian bei Pega intern als "Spion" bezeichnet, Pegasystems geholfen haben, Dutzende von Videoaufnahmen der Appian-Entwicklungsplattform zu erstellen. Diese seien dann von den Mitarbeitern zur Verbesserung der eigenen Entwicklungsplattform und zur Schulung der Vertriebsmitarbeiter verwendet worden.

Appian behauptete außerdem, dass sich Mitarbeiter von Pegasystems später unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zugang zu kostenlosen Appian-Produkttests verschafft hätten. Zu diesen Vorspiegelungen gehörten die Verwendung falscher Identitäten und falscher Firmen, um sich für Appian-Produkttests anzumelden. Zudem sollen sie mithilfe von Anmeldedaten, die ihnen Pegasystems-Partner in Indien zur Verfügung stellten, auf Appian-Software zugegriffen haben.