Maschineller Jobablauf reduziert Fehlerquellen:

PECS läßt den Bereitschaftsdienst ruhig schlafen

17.02.1978

Zufrieden arbeitet das Rechenzentrum der AM-Versicherungsgruppe seit April 1977 mit dem "auf den ersten Blick etwas teuren" Softwarepaket PECS Planning an Execution Control System, wie Autor Norbert Salentin resümiert. Und deshalb soll ab April dieses Jahres die von einem User-Arbeitskreis mitgestaltete PECS-Version 3 installiert werden, bei der die Termin- und Ereigniskontrollmöglichkeiten erweitert wurden. Ziel der PECS-Anwendung war: Die Ablaufsicherung und den Durchsatz zu verbessern. In der Tat konnten die Laufzeiten der Arbeiten erkennbar reduziert werden, so daß der Gesamtdurchsatz erhöht wurde. Die nächtlichen Telefonanrufe beim Bereitschaftsdienst reduzierten sich von mehrmals täglich auf zwei- bis dreimal pro Woche. Und beim Jahresabschluß 1977 konnten die Überstunden im Vergleich zum Vorjahr (dritte Schicht!) stark vermindert werden.

Von Norbert Salentin

Das Rechenzentrum der Versicherungsgruppe ist zur Zeit mit je einer IBM 370/158 und 370/145 ausgerüstet. Diese Maschinen werden unter dem Betriebssystem VS1 gefahren, ein Übergang auf MVS ist geplant. Vor dem PECS-Einsatz wurde der Jobablauf durch die von der IBM Jobcontrol gegebenen Möglichkeiten gesteuert. Die größte Fehlerquelle hierbei war, daß die jeweils anfallenden Änderungen durch Modifizierung der Procedure-Abrufkarten beziehungsweise Vorlaufkarten vorgenommen werden mußten. Um eine weitere Steigerung der Ablaufsicherung im Rechenzentrum und eine Verbesserung des Durchsatzes zu erreichen, war es notwendig, auch in diesem Bereich maschinelle Verfahren einzusetzen. Für die Programmierung war zu diesem Zeitpunkt ROSCOE installiert, eine Übernahme der ROSCOE Möglichkeiten zur Produktionskontrolle schied aber aus, da dies nur eine Verlagerung der bisher beim Lochen aufgetretenen Probleme auf den Bildschirm bedeutet hätte.

Im März 1977 wurde aus diesem Grunde das Programmpaket PECS für einen vierwöchigen Test installiert. Während der Probeinstallationszeit wurde ein Arbeitsgebiet auf PECS übernommen, um an täglich zu fahrenden Arbeiten die verschiedenen PECS-Funktionen kennenzulernen und auf ihre Einsatzmöglichkeiten im AM-Rechenzentrum zu untersuchen.

Schon während der Testzeit zeigte es sich, daß mit dem Paket PECS ein Großteil der Probleme, die bisher in der Arbeitsvorbereitung aufgetreten waren, gut in den Griff zu bekommen waren. Man entschied sich aus diesem Grunde, ab Mai 1977 alle Arbeiten auf PECS zu übernehmen.

Heute werden kaum noch Jobcontrolkarten benötigt, sondern die wesentlichsten Produktionsarbeiten werden über Bildschirm abgerufen. Vorteilhaft war es hierbei, daß PECS sowohl über ein ROSCOE-Interface verfügt als auch über normale MCS-Konsolen bedient werden kann, das heißt, alle in der AV vorhandenen Bildschirme konnten den Arbeitsvorbereitern zur Produktionskontrolle zur Verfügung gestellt werden.

Heute hat die AM-Versicherungsgruppe alle Produktionsjobs in der PECS-Joblib gespeichert. Diese ersetzt dabei die IBM Procedurebibliothek als auch separate Bibliotheken, die bisher zur Speicherung von Vorlaufkarten (Sort-Kontrollkarten) benötigt wurden. Die Datenkarten können dabei ebenso wie die Jobcontrol durch PECS mit symbolischen Parametern versehen werden. Dadurch konnten beispielsweise Bandnummern gleichzeitig in der Jobcontrol als auch in Datenkarten unter demselben Parameter referiert werden. Arbeitspapiere für die Nachbereitung werden jetzt automatisch bei Erstellung der Druckbänder mit den aktuellen Angaben erzeugt. Häufig benutzte Prozeduren oder Standard-JCL (Sort, IMS-Standard-DD-Karten) wurden als eigene Member gespeichert und können in den Jobs durch die PECS-Include-Facility aufgerufen werden. Damit ist es möglich, die Wartung dieser Prozeduren zentral durchzuführen, da die Auflösung innerhalb der Jobs erst bei Übergabe der Jobcontrol ans Betriebssystem durch PECS erfolgt. Sämtliche JCL-Karten werden außerdem bei der Übernahme formatisiert, das heißt, pro Zeile nur ein Parameter und pro Statement immer die gleiche Reihenfolge der Parameter.

In der PECS-Philosophie werden die Jobs zur Produktion nicht direkt verändert, sondern alle zum Lauf notwendigen Daten werden im Plan spezifiziert. Unter einem Plan sind in PECS die an einem bestimmten Termin für ein Arbeitsgebiet durchzuführenden Jobs zusammengefaßt. In einem sogenannten Grundplan wird dabei festgehalten, welche Werte zur Ausführung dieses Planes eingegeben werden müssen. Dieser Grundplan kann dann zu einem beliebigen Zeitpunkt, im allgemeinen am Vortage des jeweiligen Termins, vom Arbeitsvorbereiter kopiert und mit den für die nächste Ausführung notwendigen Daten versehen werden. Dabei wird der Plan schon vor Übergabe der JCL durch PECS auf Fehler getestet. Die im Plan aufgerufenen Jobs beinhalten PECS-Regulierungssteps, durch die die Abhängigkeit der einzelnen Jobs kontrolliert wird und eine automatische Freigabe der nachfolgenden Jobs durchgeführt wird. Da ein Plan allein nicht ausführbar ist, muß der Arbeitsvorbereiter jeweils den Plan mit den für den Lauf notwendigen Angaben versehen. Der vorbereitete Plan steht aber während der gesamten Ausführung noch zur Verfügung, um bei eventuell notwendigen Restarts auf die zum Lauf gemachten Angaben wieder zurückzugreifen und damit einzelne Jobs oder Steps zur Produktion freizugeben. Alle bei der Vorbereitung eingegebenen Daten werden dabei automatisch wieder eingefügt, ohne daß diese erneut spezifiziert werden müssen. Dadurch ist es möglich, daß auch Arbeitsvorbereiter, die ein Arbeitsgebiet nicht genau kennen, andere Arbeitsgebiete überwachen können.

Norbert Salentin ist Direktor bei der Aachener und Münchener Versicherung AG.