Web

PDF-Rivale XPS von Microsoft soll Standard werden

04.07.2007
Das Standardisierungsgremium Ecma International hat ein technisches Komitee eingerichtet, das aus Microsofts XML Paper Specification (XPS) einen Standard machen soll. XPS konkurriert mit dem seit langem etablierten und allgegenwärtigen PDF (Portable Document Format) von Adobe Systems.

XPS ist eines von mehreren Dateiformaten, die Microsofts aktuelle Bürosuite "Office 2007" nativ unterstützt, und wurde von dem Redmonder Konzern intern entwickelt. Gegenwärtig setzt kein anderer Anbieter XPS ein. Microsoft wollte eigentlich PDF in Office 2007 direkt integrieren, Adobe war aus verständlichen Gründen dagegen. Nun müssen Office-2007-Nutzer den PDF-Export als (kostenloses) Add-in nachinstallieren.

Obwohl sich Microsoft seit einiger Zeit verstärkt um Interoperabilität bemüht, werfen Kritiker dem Unternehmen Missbrauch von Standardisierungsorganisation wie der Ecma vor. Diese hatte bereits das Office-Dokumentenformat Office Open XML abgesegnet und an die International Organization for Standardization (ISO) weitergereicht. So soll auch mit XPS verfahren werden.

Microsofts Gegner, zumeist Verfechter des älteren und schon von der ISO ratifizierten Open Document Format, sind der Ansicht, Microsoft nehme zu starken Einfluss darauf, was auf dem Weg durch die Instanzen zum "Standard" werde. Im Falle Office Open XML etwa habe der Konzern Dritten nicht gestattet, vor der Übergabe an die Ecma eigene Implementierungen zu erstellen. Damit habe Microsoft den Standardisierungsprozess missbraucht, der offener gedacht ist.

Angesichts der Gründung des TC46 für XPS sehen sie sich genötigt, der ISO-Standardisierung von Office Open XML (derzeit bekannt unter "Ecma 376") zu widersprechen. "Wenn Open XML und jetzt XPS jeweils durch die Ecma segeln und dann vom ISO/IEC JTC1 angenommen werden, dann können wir auch gleich 'Game over' für offene Standards ausrufen", schreibt etwa der Urheberrechtsanwalt und Open-Document-Advokat Andrew Updegrove in seinem Blog. "Die nationalen Gremien sollten eine Linie in den Sand malen und Ecma 376 ablehnen, bevor es zu spät ist."

Ins gleiche Horn bloggt IBMs Vice President für Open Source und Standards, Bob Sutor - was nicht weiter verwundert, da seine Firma in verschiedenen Produkten auf ODF als Dateiformat setzt. Sutor geht davon aus, dass die Ecma einen "XPS"-Standard nach Microsofts Wünschen bastelt, statt eine unvoreingenommene Gruppe ans Werk zu lassen. "Der Standard muss kompatibel mit Microsofts Implementierung sein, welche die einzige Implementierung ist", klagt Sutor. "Wie offen, wie unabhängig, wie kollaborativ."

PDF war jahrelang proprietäre Adobe-Software. Erst früher in diesem Jahr kündigte die Firma an, ihren De-facto-Standard für den elektronischen Dokumentenaustausch ebenfalls zu einem offenen Standard zu machen. (tc)