US-Venture-KapitaI für deutschen Computerhersteller:

PCS begibt sich in die Höhle des Löwen

05.08.1983

MÜNCHEN (nw)-Den Technologietransfer von Deutschland nach USA schafft als erstes deutsches Hardwareunternehmen das Münchener Systemhaus PCS, Periphere Computer Systeme GmbH. Gegenstand der Aktion ist das Rechnersystem Cadmus-QU68000. das mit dem rechnerunabhängigen Betriebssystem Unix ausgestattet ist. Dieses wird nun künftig in den USA von der frischgegründeten Cadmus Computer Systeme Inc. vermarktet.

Dieser Schritt wurde notwendig, so betont PCS-Chef Eberhard Färber, weil nur die weltweite Vermarktung ausreichende Stückzahlen bringe, um sich gegen die ansteigende Zahl der Unix-Konkurrenten durchzusetzen. Der QU68000 von PCS baut auf dem Mikroprozessor MC 68000 von Motorola und dem Betriebssystem Unix auf. Dies erlaubt den Austausch von Programmen verschiedener Rechnersysteme.

Offensichtlich konnte man nun die Amerikaner von dem deutschen Konzept überzeugen, denn US-Venture-Capital-Firmen unter der Führung der New Yorker City-Bank

gründeten die Start-up-Company Cadmus in Lowell bei Boston. Ausgestattet mit einem Startkapital von 20 Millionen Mark will man schon im ersten Geschäftsjahr einen Umsatz von 75 Millionen Mark erzielen.

Kooperiert werden soll nun auf den Gebieten gleicher Produktlinien im Unix-Rechnerbereich, abgestimmtes Marketing, Austausch von Entwicklungsergebnissen, gegenseitiger Zulieferungen sowie gemeinsamen Einkaufs. Bislang sind in dem neuen Unternehmen 40 Mitarbeiter beschäftigt. Geplant ist, in den USA bis 1984 2000 und bis 1986 8000 dieser Systeme zu verkaufen. Seit Vertriebsbeginn in der Bundesrepublik im November wurden 200 Systeme verkauft. PCS will dieses Jahr mit 180 Mitarbeitern 33 Millionen Mark und 1984 mit 270 Leuten 54 Millionen Mark umsetzen.

Die Kunden rekrutierten sich dabei überwiegend aus Großforschungseinrichtungen und Industrieunternehmen, die den Rechner vor allem als Entwicklungsmaschine für Hard und Software einsetzen.