Minister Carlucci soll Bevorzugung der IBM beenden:

PCMer feuern Breitseite gegen US-Navy

16.12.1988

NEW YORK (CW) - Daß Big Blue seit Jahren praktisch jede größere Ausschreibung der US-Marine im Computerbereich gewinnt, will eine Gruppe von sechs PCM-Unternehmen nicht mehr hinnehmen.

Die Firmen beschwerten sich bei Pentagon-Chef Frank Carlucci. Inzwischen scheiterte ein 150-Millionen-Dollar-Deal mit IBM am Einspruch einer Beschwerdeinstanz.

In vorderster Front gegen das offenbar auf IBM eingeschworene US-Militär kämpft ein Unternehmen für Systemintegration aus Reston/Virginia: Die Pacificorp Capital Inc. war bei der Ausschreibung eines Zehn-Jahres-Vertrags unterlegen, bei dem es um die Modernisierung der regionalen Rechenzentren der Navy ging. Gemeinsam mit einem Zulieferanten aus dem Bereich der IBM-Kompatiblen, dessen Identität nicht preisgegeben wurde, focht Pacificorp die Entscheidung der Marine-Einkäufer an. Begründung: Das Pflichtenheft sei für IBM-Produkte beziehungsweise -Dienstleistungen maßgeschneidert worden.

Schützenhilfe leisteten Kongreßabgeordnete und weitere PCM-Unternehmen. So schloß die Pacificorp ein Bündnis mit fünf IBM-Konkurrenten, darunter Amdahl und Storage Technology. Mitte November schrieben die DV-Unternehmen dem US-Verteidigungsminister, Frank Carlucci, einen Brandbrief, in dem sie vor allem das "ADP Selection Office" der Navy angriffen. Das für die Festlegung der Ausschreibungskriterien verantwortliche Amt mache es sich zu leicht und überlasse seinen Job voreingenommenen "technischen Anwendern". In mindestens fünf Fällen seit 1983 - Gesamtstreitwert: eine Milliarde Dollar - seien die Manipulationen zugunsten IBM offenkundig.

Die Breitseite gegen Big Blues Getreue an den Schaltstellen der Marine verfehlte ihre Wirkung nicht: Vorige Woche entschied eine Einspruchsstelle der US-Regierung, die Seestreitkräfte hätten bei der Vergabe von Verträgen im Wert von 150 Millionen Dollar die Ansprüche an "vollen und offenen Wettbewerb" nicht erfüllt. Jetzt liegt der Fall beim Generalinspekteur im Pentagon.