Regionales Rechenzentrum Heidelberg koordiniert Computerverbund in der Region Unterer Neckar:

PCM-Zentralrechner steuern Nixdorf-Stationen

16.04.1982

Wenn heute der Begriff "Bürgernähe" in der kommunalen Verwaltung der Region Unterer Neckar mehr als nur ein Schlagwort Ist, so Ist dies nicht zuletzt auch ein Erfolg der fortschrittlichen Computerlösung. Aktuelle Auskunftsmöglichkeit, Computerleistung direkt am Arbeitsplatz, die Möglichkeit, jederzeit auf alle Datenbestände zurückgreifen zu können sowie die Bedienerfreundlichkeit sind die herausragenden Merkmale der als Verbundrechner ein ersetzten Nixdorf-Datenerfassungssysteme 8850. Hubert Hackl Geschäftsführer des Regionalen Rechenzentrums In Heidelberg (RRH), berichtet über die Installation eines Computernetzes.

Als sich 1971 die Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises und des Stadtkreises Heidelberg zusammenschlossen und das RRH als BGB-Gesellschaft ins Leben riefen, erteilten sie dem RRH den Auftrag, "eine DV-Anlage zur Bearbeitung aller geeigneten Aufgaben zu betreiben und die personellen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen dafür zu schaffen".

Dieser Anforderung genügte unsere Erstinstallation, ein online eingeschlossenes Netz von Blattschreibern, bald nicht mehr. Das Ziel, trotz großer räumlicher Ausdehnung mit Daten rasch Zeit und Raum zu überbrücken, konnte nicht mehr erfüllt werden. Vor allem aber war die zentralistische Struktur des Verbundnetzes in dieser Größenordnung nicht mehr tragbar. In der Anlehnung an das Verfahren "Benda" (Benutzerorientierte Datenverarbeitung), das in Zusammenarbeit der Datenzentrale Baden-Württemberg mit der kommunalen Arbeitsgemeinschaft für elektronische Datenverarbeitung (KOAG) entstand, suchten wir nach einer leistungsfähigen, vielfältigen Erfordernissen entsprechenden Lösung.

Es galt, den Oberzielen

- bürgerfreundlicher EDV-Einsatz,

- Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Sachbearbeiters und

- Integration der EDV in Verwaltungsabläufe der Aufgabenträger gerecht zu werden.

Die Erfassung der Daten am Ort ihres Entstehen, möglichst vom Urbeleg, die Verbesserung der Erfassung, der Datenvorverarbeitung, der Datenübertragung und der Auskunftsbereitschaft waren ebenso Vorgabe wie die Möglichkeit, die eingesetzten Systeme entsprechend der finanziellen Möglichkeiten und Erfordernisse der Kommunen zu konfigurieren. Fragen wie Datenschutz, Datentransport und die Kompatibilität zu landeseinheitlichen Verfahren und Programmen waren weitere Punkte auf der Checkliste des Auswahlteams.

Nach intensiver Prüfung fiel die Wahl auf das Nixdorf-System 8850 als Sub- beziehungsweise Verbundrechner und auf eine BASF 7/60 sowie eine NAS 5000 von National Advanced Systems als Zentralrechner.

Das Kommunikationssystem Nixdorf 8850 ist modular aufgebaut. Das Spektrum der Konfigurationsmöglichkeiten reicht vom diskettenorientierten Einzelplatz bis zum Mehrplatzsystem, das bis zu 264 MB Plattenkapazität und 24 Arbeitsplätzen ausgebaut werden kann. Dieses Konzept ermöglicht es so auch den kleineren Gemeinden unter den 82 Gesellschaftern, die ihnen angemessene Systemauswahl zu treffen.

Dieses Konzept der verteilten Datenverarbeitung, bei der Arbeitsplätze lokal bis zu 1500 Meter oder über Wählleitung remote an die 8850 Zentraleinheit angeschlossen werden können, zeichnet sich durch seine Flexibilität für spezifische Anwendungen aus. Erreicht wird dies durch einen Doppeleffekt. Denn obwohl die 8850-Subrechner, autonom arbeiten, besteht jederzeit die Möglichkeit, später auf zentrale Datenbestände im Rechenzentrum zurückgreifen zu können, Selbstverständlich schließt die Zugriffsmöglichkeit auch dezentrale Bestände mit ein. Der Sachbearbeiter kann seinem Gesprächspartner jederzeit aktuelle Auskünfte vermitteln und Rückfragen direkt am System beantworten.

Für den EDV-erfahrenen Anwender, gerade aus kleineren Kommunen, stellte sich trotz der vielen Vorteile die Frage der Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit des EDV-Konzepts. An der mittel- und langfristigen Wirtschaftlichkeit konnte man angesichts des objektiven Nutzens des RRH-Angebots nicht zweifeln. Lösungen für Personal-, Einwohner-, Schul- und Finanzwesen, für die Verbrauchsabrechnung für Wohngeld, Krankenhaus-, Bau- und Kfz-Wesen boten für fast alle Bereiche der kommunalen Verwaltung praxisorientierte Anwendungen. Automatisierte Bauausschreibungen nach Standardleistungsverzeichnissen, Stundenpläne für Schulen, Wohngeld- und Steuerbescheide, Gas- und Wasserabrechnungen sowie die computerunterstützte Erstellung von Impfplänen sind nur einige ausgewählte Beispiele.

Blieb also die Frage der Finanzierbarkeit. Die Parlamente der Städte und Gemeinden konnten sich dabei auf einen hochinteressanten Konsens einigen. Die Kosten des Verbunds werden in einem Verteilertopf gesammelt, jede Gemeinde zahlt dann ihren Anteil an den Hardwarekosten und, entsprechend einem nach Einwohnerzahlen entwickelten Kostenschlüssel, ihren Anteil an den Leitungs- und Fixkosten. Damit kann dem Bürger auch in der kleinsten Gemeinde der optimale Service geboten werden.

Transport von zeitkritischen Daten beschleunigt

Die von den Betreibern des RRH angestrebte Verbesserung des zeitlichen und organisatorischen Ablaufs konnte voll erreicht werden. Verarbeitungstermine können flexibler gestaltet werden, Bearbeitungszeiten verkürzt und starre Erfassungstermine abgeschafft werden. Gleichzeitig wird der Transport von zeitkritischen Daten beschleunigt.

Daß sich die Sachbearbeiter rasch an das System gewöhnen würden, war für uns keine Frage. Mit enormem zeitlichen und personellen Aufwand seitens des RRH wurden sie für ihre kommenden Aufgaben intensiv geschult. Schon nach kurzer Zeit lernten sie die Vorteile der Mischarbeitsplätze kennen und schätzen.

So werden wir relativ frei von Belastungen an weitere Aufgaben herangehen. Mit erweiterten anwenderspezifischen Verfahren und einem Ausbau der dezentralen Bestandsführung sind unsere nächsten Entwicklungsschritte markiert. Die Nutzung von autonomen Lösungen wird bei bestimmten Anwendungsnischen sicherlich notwendig werden. Eine Direktverarbeitung kann schrittweise für die verschiedenen EDV-Verfahren unter Einbezug der jetzigen Lösung verwirklicht werden.

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