Nach mageren Vorjahresresultaten

PCM-Anbieter Comparex kann dem Druck der IBM standhalten

05.04.1991

HANNOVER (bk) - Erholt hat sich die Comparex Informationssysteme GmbH, Mannheim, im abgelaufenen Geschäftsjahr. Nachdem der PCM-Anbieter 1989 vor allem beim Gewinn deutlich Federn lassen mußte, konnten für 1990 wieder steigende Umsätze und Ertrage verbucht werden.

"Wir sind auf den alten Pfad des Erfolges zurückgekehrt, den wir 1989 kurz verlassen hatten", erklärte ein sichtlich zufriedener Rolf Brillinger, Vorsitzender der Comparex-Geschäftsführung. Tatsächlich stieg der Umsatz des PCM-Anbieters 1990 um 4,4 Prozent auf 1,114 (Vorjahr: 1,06) Milliarden Mark. Aufgrund des weiter anhaltenden Preisdrucks bei Großrechnern und Peripheriesystemen so Brillinger, gebe diese Steigerung allerdings nur teilweise die Absatzleistung wieder. Auch beim Gewinn konnten die Mannheimer wieder zulegen. Nach dem herben Einbruch im Vorjahr, als die Erträge von 48 auf 32 Millionen Mark fielen, erreichte Comparex 1990 einen Profit von 42 Millionen Mark nach Steuern.

Freude bereitete den Mannheimern im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem das Inlandsgeschäft. Inklusive der im Juli vergangenen Jahres angelaufenen Markterschließung in der Ex-DDR, die Comparex nach eigenem Bekunden bereits zahlreiche Aufträge und für 1990 drei Millionen Mark Einnahmen bescherte, stieg der Anteil der Inlandseinnahmen am Gesamtumsatz auf rund 51 Prozent, was 565 (Vorjahr: 482) Millionen Mark ausmachte.

Die europäischen Tochtergesellschaften steuerten 36 Prozent beziehungsweise 405 Millionen Mark bei. Dabei taten sich Südeuropa, die Benelux-Staaten und die Schweiz hervor während man in Großbritannien, Frankreich und Skandinavien mit konjunkturbedingten

Problemen zu kämpfen hatte. Auch das Geschäft mit den Partner-Unternehmen, also den Distributoren in jenen Ländern, in denen Comparex nicht mit eigenen Niederlassungen vertreten ist, konnte das Vorjahresniveau nicht erreichen. Negativ hätten sich dabei unter anderem die politischen Unruhen in der Golfregion ausgewirkt, die im August 1990 einsetzten.

Denkprozeß nach der IBM-9000-Ankündigung

Für das laufende Geschäftsjahr gibt sich Brillinger optimistisch. Der Konzernumsatz werde schätzungsweise um 5,8 Prozent steigen. Einkalkuliert sei dabei bereits die derzeit "flaue Absatzphase", hervorgerufen durch den Denkprozeß, der bei den Kunden nach der IBM-Ankündigung der neuen Systemwelt im September 1990 wie erwartet eingesetzt habe. Diese "Delle" in der Umsatzentwicklung werde man in der zweiten Jahreshälfte mit der Auslieferung der ersten Modelle der 9/9xx-Großrechnerserie wieder wettmachen. Beim Gewinn wolle man in einer ähnlichen Größenordnung zulegen wie 1990; dies werde allerdings angesichts der schwierigen Marktsituation nicht leicht werden.

Noch immer keine Lösung hat Hitachi bislang für eine Neuordnung der Europa-Aktivitäten anzubieten. Seit gut anderthalb Jahren kämpft Comparex nunmehr mit der Konkurrenz im eigenen Lager, sprich: mit Hitachi Data Systems. Brillinger erklärte, es gäbe momentan keine Gespräche über dieses Thema. Dies beunruhige ihn derzeit aber nicht sonderlich. Die Situation sei zwar nach wie vor ungeklärt und erfordere eine Lösung, man könne jedoch im Augenblick damit leben. "Unsere Zahlen zeigen es - wir waren 1990 das erfolgreichste PCM-Team in Europa."