PC-Ware: Schwieriges Geschäft mit Softwarelizenzen

19.07.2001
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Angesichts stark rückläufiger Wachstumsraten und Margen gestaltet sich das Kerngeschäft des Leipziger Microsoft-Lizenzierers PC-Ware Information Technologies AG zunehmend schwierig. Mit selbst entwickelten Technologien wie Electronic Licensing will das sächsische Unternehmen jetzt zum Lösungsanbieter avancieren. Andrea Goder, freie Journalistin in München, berichtete Anfang Juli von der Bilanzpressekonferenz.

Mehr als zufrieden zeigte sich PC-Ware-Vorstandschef Knut Löschke auf der Bilanzpressekonferenzüber den Verlauf des Geschäftsjahres 2000/01 (Ende: 31. März). Der Leipziger Softwarehändler hatte allerdings auch mit Schwächen zu kämpfen. So konnte das zum IPO im Mai 2000 ausgegebene Umsatzziel nur durch eine größere Akquisition erreicht beziehungsweise übertroffen werden. Für 14,5 Millionen Euro hatte PC-Ware im letzten Jahr die europäischen Tochterunternehmen des US-Softwareanbieters Programmers Paradise Inc. übernommen. Die erstmals im vierten Quartal konsolidierten Auslandsgesellschaften steuerten gleich 35 Millionen Euro (21 Prozent) zu den insgesamt 167,2 Millionen Euro Umsatz bei (Vorjahr: 105,5 Millionen

Euro).

Expansion belastet Ergebnis

Abstriche musste die Leipziger Company beim Ergebnis hinnehmen, das durch die Expansion ins Ausland belastetet wurde. Wie bereits in den Vorjahren leiden die Sachsen jedoch vor allem am anhaltenden Margenverfall in ihrem Kerngeschäft Lizenzierung und Software-Management. Sowohl das Ergebnis vor Steuern als auch der Jahresüberschuss lagen deshalb mit 2,2 Millionen Euro beziehungsweise 0,9 Millionen Euro unter Vorjahresniveau.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Firma einen Umsatzanstieg auf 305 Millionen Euro bei einem Ergebnis vor Steuern von 3,6 Millionen Euro. Nach Geschäftsfeldern aufgeteilt, entfallen heute noch immer rund 90 Prozent der Einnahmen von PC-Ware auf den Lizenzhandel. Die 1990 gegründete Firma mit ihren 400 Mitarbeitern gilt im Markt vor allem als Microsoft-Bastion. Consulting und Softwaresupport, weitere Standbeine des Unternehmens mit den Themen Helpdesk-Funktionen und Trainings, steuerten dagegen erst drei Prozent zu den Erlösen bei.

PC-Ware zählt heute 45000 Vertragskunden, wovon allein 27000 durch die Akquisition von Programmers Paradise hinzukamen. Auffällig in der Kundenstruktur ist allerdings das nach wie vor starke Gewicht öffentlicher Auftraggeber, auf die im letzten Geschäftsjahr noch knapp die Hälfte der Einnahmen entfielen. So sind beispielsweise mit Ausnahme von Schleswig-Holstein alle Bundesländer, aber auch die Bundesverwaltung und die Bundeswehr Kunden des Softwarehändlers. Laut Firmenchef Löschke deckt PC-Ware als Lizenzierer von Standardsoftware heute bereits 30 Prozent des deutschen Marktes ab.

Kaum noch Wachstum

Trotz der vermeintlich guten Positionierung tendieren die Wachstumsraten und Margen in diesem Segment jedoch immer mehr gegen Null: "Im deutschen Microsoft-Lizenzierungsgeschäft ist ein Wachstum derzeit nicht vorhanden", musste Löschke vor Journalisten einräumen. Um die starke Abhängigkeit vom Redmonder Softwaregiganten zurückzuschrauben, unternehmen die Sachsen seit geraumer Zeit eigene Gehversuche im IT-Markt.

Bereits zum Börsengang an den Frankfurter Neuen Markt wurde mit dem Begriff Electronic Licensing am individuellen Profil gearbeitet. Erste Pilotprojekte mit dieser Internet-basierten Entwicklung für die nutzungsabhängige Kontrolle, Steuerung und Abrechnung von Software sind mit Microsoft, IBM und Peacock geplant.

"Das Startfenster für E-Licensing hat sich gerade geöffnet", glaubt Löschke. Mittelfristig soll ein Drittel der Einnahmen in dieser Business-Unit erzielt werden.

Eigene Produkte stärken

Die bereits eingeleitete Produktoffensive will PC-Ware auch in anderen Bereichen forcieren. Im Mittelpunkt der bisherigen Entwicklungsaktivitäten stand die Produktfamilie "In4meta", eine Software für den Aufbau und das Management von E-Business-Plattformen.

Die Entwicklung soll sukzessive um neue Steuerungssysteme, Internet-basierte Datenbanken und Knowledge-Management-Tools erweitert werden. Die Diversifizierung in Richtung Lösungsanbieter und Systemhaus bedeutet für PC-Ware andererseits aber auch, es mit neuen Wettbewerbern aufzunehmen.

Kein einfaches Unterfangen, denn der Markt wird heute bereits von einer Vielzahl von IT-Dienstleistern, darunter klangvolle Namen wie Compunet oder Siemens Business Services, beherrscht. In ihrem Stammgeschäft konkurrieren die Sachsen zudem mit großen Hardwareherstellern wie Compaq, HP oder Siemens.