Unternehmen zögern Neuanschaffungen hinaus

PC-Verkäufe in Westeuropa sind drastisch gesunken

12.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Sparmaßnahmen der Unternehmen in der aktuellen Wirtschaftskrise haben zu einem drastischen Rückgang der PC-Verkäufe geführt.

Um zehn Prozent ist die Zahl der in Westeuropa verkauften PCs im ersten Halbjahr 2002 im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahrs zurückgegangen. Dabei sanken die Verkäufe an Unternehmen sogar um 13 Prozent, während die Nachfrage der Privatkonsumenten um drei Prozent nachließ. Diese Zahlen ermittelte das britische Marktforschungsunternehmen Context bei PC-Händlern in den sieben größten europäischen Staaten.

Auch das US-amerikanische Marktforschungsinstitut IDC berichtet von stark sinkenden PC-Verkäufen in Westeuropa. Nach Stückzahlen sei der Markt im zweiten Quartal dieses Jahres um fünf Prozent eingebrochen. In den drei vorhergehenden Monaten habe es einen Verkaufsrückgang in gleicher Höhe gegeben. Die Gartner Group kommentiert, die ohnehin schon pessimistischen Voraussagen seien noch unterboten worden.

Nach den bisherigen Erfahrungen des PC-Handels, wonach viele Unternehmen ihre Desktops alle drei Jahre erneuern, hätte das laufende Jahr eigentlich gut beginnen sollen. Denn die letzte Beschaffungswelle hatte es im Jahr 1999 gegeben, als zur Vermeidung des Problems 2000 viele PCs ersetzt wurden. Context vermutet, dass viele Firmen ihre Neuanschaffungen um ein Jahr verschoben haben.

Intel hatte im Juni dieses Jahres eine Umsatzwarnung herausgegeben und diese mit der Schwäche des PC-Marktes in Europa begründet. Auch der Konkurrent AMD und der Speicherchiphersteller Micron Technology haben ihre Umsatzprognosen revidiert. Marktbeobachter von Merrill Lynch hatten diese Entwicklungen auf schwache PC-Absätze infolge gekappter IT-Budgets von Unternehmen zurückgeführt. Die sinkende Nachfrage nach Chips hat nach Ansicht eines Analysten von Salomon Smith Barney noch einen anderen Grund. HP hat wegen hoher Lagerbestände unverkaufter PCs die Produktion zurückgefahren, erwirbt also weniger Chips als gewohnt. (ls)