Amstrad Billig-Mikro ante Portas:

PC-Software-Preiskrieg gilt als sicher

08.08.1986

LONDON (CWN) - Amstrad, in Deutschland Schneider, ist Signalgeber, falls ihre PC-kompatible Modellreihe, die an 2. September in London starten soll, erfolgreich ist. Preisverfall auf der Mikro-Softwareszene ist angesagt.

Das Unternehmen hat mit namhaften SW-Häusern Lizenzabkommen über den Vertrieb ausgehandelt. Andere Anbieter planen, mit Niedrigpreisversionen ihrer jeweiligen Bestseller-Programme an den Markt zu gehen. Unter Dach und Fach sind bereits Verträge mit Computer Associates für sein Spreadsheet Supercalc 2, Micropro für das Textverarbeitungsprogramm Easy und Borland für sein Programmpaket Reflex, einer Kombination aus Businessgrafik, Spreadsheet und Datenbank.

Obwohl die Preise noch nicht endgültig feststehen, erwarten Branchenkenner, daß die Pakete für rund 70 britische Pfund an den Mann gebracht werden sollen. In der Erwartung, die Amstrad-Maschinen würden die Nachfrage nach preiswerter PC-Software anheizen, planen andere Häuser ebenfalls, Pakete für weniger als 100 Pfund anzubieten.

"Wenn Amstrad seine Geräte auf den Markt wirft, wird das die ganze Welt verändern. Die Frage ist nur, in welche Richtung", teilte Tony Beken von Computer Associates seine Einschätzung der Situation mit. "Wir jedenfalls nehmen eine vorsichtige, aber optimistische Haltung ein. "

Amstrad verkauft bereits jetzt eine CP/M-Version der Computer Associates-Software Supercalc 2 für sein Textverarbeitungssystem PCW8256, in Deutschland bekannter unter der Bezeichnung "Joyce" von Schneider. Dessen Verkaufszahlen seien "phänomenal", schwelgte Beken.

Während sich allerdings einige Anbieter glücklich preisen, eine Übereinkunft mit Amstrad-Boß Alan Sugar erzielt zu haben, fanden andere seine Bedingungen zu hart. Eine Quelle bei Ashton-Tate, die nicht namentlich genannt sein wollte, erklärte: "Wir haben mit Amstrad Gespräche über dBase geführt. Sugar wollte uns sechs Pfund pro Kopie zahlen

und dazu die vollständige Kontrolle über die Herstellung. Diese wollten wir nicht aus der Hand geben." Stattdessen will Ashton-Tate nun selbst eine Billigversion des Datenbank-Programmes anbieten.

Auch Microsoft will dem Vernehmen nach an dem Run auf den Billigmarkt mit sogenannten "Junior" Versionen von Word und Multiplan teilnehmen. Außerdem liefert es die MS-DOS-Version 3.2 für die neuen Armstrad-Maschinen .

Bis Redaktionsschluß war von der deutschen Vertriebsfirma Schneider Computer keine Auskunft über interessierende Themen wie Markteinführung und Preise in der Bundesrepublik zu erhalten.