Bedarfsabhängiger Desktop-Dienst gestartet

PC-Services: IBM will mehr vom Markt

14.11.2003
MÜNCHEN (jha) - IBM startet einen neuen PC-Service, der bedarfsgerechte Leistungen bietet. Damit setzt der weltweit größte IT-Dienstleister einen Fuß in ein Geschäft, in dem in jüngster Zeit vornehmlich andere Anbieter wie EDS und Hewlett-Packard von sich reden machten.

Im Rahmen des angekündigten Dienstes "Workplace on Demand" beschafft, verwaltet, pflegt und betreibt IBM künftig im Kundenauftrag PCs, Drucker, Kopierer, Fax- und mobile Geräte wie PDAs. In dem Paket bündelt Big Blue verschiedene bereits vorhandene Services für IT-Equipment sowie Beratungsleistungen. "Wir haben schon einige Angebote in diesem Bereich, möchten diese Offerte jedoch auffrischen und Kunden ein kostengünstiges und pro Arbeitsplatz berechnetes Modell nahe bringen", erläuterte Jim Bolton, Programm Manager bei IBM für Output-Services.

Ähnlich lautet auch die Einschätzung von Katharina Grimme, Senior Analyst für IT-Services bei dem Beratungshaus Ovum, London: "IBM bietet keinen grundlegend neuen Dienst an, sondern ein neues Abrechnungsmodell." Einen ähnlichen Service hatte EDS im vergangenen Juli gestartet. "MyCOE" wird nutzungsabhängig abgerechnet, umfasst Desktops und mobile Geräte wie PDAs, beinhaltet darüber hinaus Verwaltungsmöglichkeiten für IT-Administratoren, mit denen sie die Nutzung von Applikationen zu- und abschalten oder zeitlich begrenzen können. Den größten Coup in diesem Geschäft landete aber zuletzt Hewlett-Packard. Das im Servicemarkt sehr ehrgeizige Unternehmen erhielt von Daimler-Chrysler den Auftrag, rund 150000 PCs zu erneuern, zu vereinheitlichen und zu betreiben.

Big Blue hat sich in der Vergangenheit vor allem auf große Outsourcing-Verträge und das Beratungsgeschäft konzentriert. Nun scheint sich das Haus auch wieder der einfachen Dienste zu erinnern. "IBM setzt ein Signal, dass es noch im Desktop-Servicesmarkt engagiert ist", meint Eamonn Kennedy, Senior Analyst für IT-Services bei Ovum. Zwar bieten Desktop-Services geringere Margen und bergen kaum strategisches Potenzial, doch sie liefern einen kontinuierlichen Umsatz und stellen für Anbieter, die über die entsprechenden Prozesse und Infrastruktur verfügen, eine leicht abzuschöpfende Einnahmequelle dar. "IBM kann zudem auf sehr einfache Art und Weise seinen Kunden demonstrieren, dass abrechnungsabhängige Dienste funktionieren", erläutert Kennedy. "Das ist im Desktop-Service-Umfeld nicht allzu schwer, weil die Technik etabliert ist, Dienste leicht zu messen und Schnittstellen klar definiert sind."

Weltweit betreibt IBM eigenen Angaben zufolge 4,2 Millionen Kunden-PCs, doch der Anbieter glaubt an ein viel größeres Potenzial. Viele Unternehmen haben im Zuge der Jahr-2000-Umstellung ihre Desktop-Systeme erneuert, bei einer üblichen Abschreibungsphase von drei Jahren dürften die Systeme nun das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Die mit Neuanschaffungen verbundenen Investitionen in eine IT-Landschaft, von deren Eigenbetrieb sich nur wenige Unternehmen einen strategischen Vorteil versprechen, scheuen die IT-Verantwortlichen. Der Markt ist hart umkämpft, in Deutschland bemühen sich Siemens Business Services sowie T-Systems und Computacenter um dieses Geschäft. Workplace on Demand beschränkt sich nicht auf IBM-Hard- und Software. Abgerechnet wird pro Monat und Arbeitplatz, bei Druckern und Faxgeräten pro Blatt Papier. Derzeit steht Workplace on Demand allerdings nur US-amerikanischen Unternehmen uneingeschränkt zur Verfügung. In Deutschland fehlen noch Komponenten für Druckservices. Je nach Ausstattung kostet der Dienst rund 50 Euro pro PC und Monat.

Abb: Desktop-Services in Deutschland: Das Interesse wächst

Zum wachsenden Markt der PC-Services zählen Support- und Betriebs- sowie Helpdesk-Dienste. Quelle: Ovum