Von Knoppix-Live bis Rootkit-Scanner

PC-Rettung: Tipps für das Erste-Hilfe-Paket

05.05.2008
Rechtzeitig an den Ernstfall zu denken, ist der halbe Weg zur Lösung eines PC-Problems. Einige Tools helfen in der schlimmsten Not.

Unvorbereitete Computernutzer trifft es am härtesten: Wenn das Betriebssystem nicht mehr hochfährt, unerwünschte Werbe-Pop-Ups den Desktop zukleistern oder das ganze System lahmt, weil Schadprogramme in aller Ruhe die Festplatte auslesen, ist guter Rat oft teuer. Deshalb ist es empfehlenswert, ein schlagkräftiges Erste-Hilfe-Paket für den PC parat zu haben. Damit lässt sich der außer Kontrolle geratene Rechner im Notfall oft wieder flott machen.

"Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, bootet man mit einem alternativen Betriebssystem", erklärt Klaus Dembowski, Sachbuchautor und Diplom-Ingenieur am Institut für Mikrosystemtechnik der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Eine empfehlenswerte Lösung, um wieder Zugriff auf Rechner und Daten zu bekommen, wenn das Betriebssysstem streikt, sei die sogenannte "Knoppix"-Live-CD. Diese kostenlos herunterzuladende Linux-Distribution lässt sich direkt von einer selbst gebrannten CD oder DVD starten. Knoppix Live enthält eine Reihe von Programmen, mit denen der PC-Besitzer wieder Herr über seinen Rechner werden oder zumindest einige Daten retten kann.

Eine für die Virenjagd abgespeckte Knoppix-Variante namens "Knoppicillin" mit neuer Benutzerführung hat die IT-Sicherheitsexpertin Christiane Rütten entwickelt: "Es ist komplett darauf ausgelegt, Virenscanner laufen zu lassen, man kann sonst gerade mal den Firefox-Browser starten, um ins Internet zu gehen", erklärt Rütten, die bei der in Hannover erscheinenden Zeitschrift "c't" arbeitet. Knoppicillin steht ebenfalls zum kostenlosen Download im Internet. "Die Download-Version ist primär dazu gedacht, selbst Virenscanner einzubinden", erklärt Rütten. Dazu seien aber Linux-Kenntnisse notwendig.

Damit der Rechner beim Booten mit Live-CDs auch wirklich wieder Leben zeigt, ist eine Einstellung von überragender Bedeutung: "Stellen Sie die Boot-Reihenfolge im BIOS so ein, dass in der Boot-Reihenfolge das CD-Laufwerk an erster Stelle aufgeführt ist", rät das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn. Sonst versucht der Rechner - vielleicht wieder vergeblich - von der Festplatte zu booten. Bevor die CDs zum Einsatz kommen, kann sich unter Umständen auch der Versuch lohnen, Windows-Rechner und Virenscanner im sogenannten abgesicherten Modus zu betreiben. Dazu muss beim Booten die Taste "F8" oder "F5" gedrückt werden.

Wenn der Rechner nicht an Schadsoftware, sondern an korrupten Dateien krankt, helfen Virenscanner und meist auch Live-CDs nicht weiter. "Wenn ein System gut funktioniert, sollte man ein Image machen", rät Klaus Dembowski deshalb grundsätzlich. "Sollte einmal irgendetwas zerschossen sein, kann ich mein System so komplett wiederherstellen." Die Image-DVDs werden beim Brennen von Programmen wie "Acronis True Image" oder Symantecs "Norton Save & Restore" automatisch bootfähig gemacht. Auch Windows Vista bietet in den Versionen Ultimate, Business und Enterprise einen Imager namens "Complete PC-Sicherung".

Liefert ein Virenscan keine Erklärung für ein seltsames Verhalten des PCs, könnte ein sogenanntes Rootkit den Rechner befallen haben. Rootkits sollen Schadsoftware vor Nutzer und Antivirenprogrammen verbergen. Diesen doppelten Boden können Anwender Cyberkriminellen durch den Einsatz spezieller Programme zur Rootkit-Erkennung unter den Füßen wegziehen - beispielsweise mit F-Secures "Blacklight" oder "Helios" vom Hersteller Miel. Diese Software stöbert Rootkits auf und kann sie auch löschen.

Unregelmäßigkeiten im PC-Betrieb können auch von sogenannter Malware oder Spyware herrühren, die dem Nutzer schaden oder ihn ausspionieren soll. Ihnen rückt Freeware wie "Spybot Search & Destroy" oder Lavasofts "Ad-Aware" zu Leibe. Hilfreich ist es auch, zu sehen und zu kontrollieren, welche Programme mit Windows starten: "CodeStuff Starter" ermöglicht dies zum Beispiel. Bei so vielen Hilfs-Programmen lässt sich der nächste PC-Absturz hoffentlich ohne Panikattacke überstehen. (dpa/ajf)