PC-Power-Management senkt den Stromverbrauch

07.05.2009
Viele Unternehmen haben das Power-Management ihrer PC-Landschaften nicht im Griff. Gartner hat aufgelistet, was einschlägige Tools leisten sollten und was der Markt in dieser Hinsicht bietet.

Die meisten IT-Verantwortlichen kümmern sich nicht um das Power-Management ihrer Rechnerumgebungen, kritisieren die Analysten von Forrester Research.

Der Hauptgrund, warum IT-Manager den Stromverbrauch nicht im Blick hätten, sei, dass sie nicht für die damit verbundenen Kosten verantwortlich seien, sagt Forrester-Analyst Doug Washburn. Darüber hinaus würden es PC-Anwender nicht tolerieren, wenn durch Stromsparen die Produktivität der Rechner sinke. Außerdem sei ein Großteil der Verantwortlichen in den IT-Abteilungen nicht darüber im Bilde, welche Strategie und Regeln das eigene Unternehmen in Sachen Energiesparen verfolge. Unklare Vorstellungen, wie viel Strom überhaupt mit einem PC-Power-Management eingespart werden könnte, sind ein weiterer Grund für die zögerliche Haltung. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency schätzt beispielsweise, dass lediglich zehn Prozent der in den USA betriebenen PCs unter einem aktivierten und funktionierenden Power-Management laufen.

43.000 Dollar sparen

Die Analysten von Gartner taxieren das Einsparpotenzial in einem Unternehmen mit etwa 2500 Rechnern ohne Power-Management auf über 43.000 Dollar jährlich. Bislang hätten sich die Stromsparinitiativen der IT-Abteilungen hauptsächlich auf die Rechenzentren konzentriert, berichtet Gartner-Analystin Frederica Troni. Darüber hinaus könnten aber auch Maßnahmen im PC-Umfeld kräftig dazu beitragen, die Stromkosten des IT-Equipments zu reduzieren. Troni empfiehlt den Anwenderunternehmen Tools für das PCPower-Management. Verhaltensregeln, was beispielsweise das Abschalten von Rechnern und Monitoren betrifft, seien dagegen kaum praktikabel und wesentlich weniger effizient. Wenn sich alle Mitarbeiter daran hielten, könnten Unternehmen ihren Stromverbrauch zwar auch deutlich senken, im Firmenalltag sei dies aber praktisch nicht durchzusetzen. Außerdem könnten Abschaltregeln mit Wartungs- und PatchArbeiten kollidieren.

Um das richtige Werkzeug für die PC-Verwaltung zu finden, sollten die Verantwortlichen zunächst die Funktionen der klassischen Lifecycle-Management-Tools prüfen. Gartner-Analyst Terrence Cosgrove geht davon aus, dass die Anbieter ihre Verwaltungssuiten in Zukunft sukzessive um Power-Management-Funktionen erweitern werden. Sollten die Funktionen nicht ausreichen, gilt es, Management-Software von Spezialanbietern unter die Lupe zu nehmen.

Das sollten Power-Management-Tools können

Bei der Auswahl des Software-Tools sollten die Anwenderunternehmen Gartner zufolge auf folgende Punkte achten:

  1. Stromverbrauch messen: Das Tool muss exakt anzeigen, wie viel Strom die einzelnen PCs verbrauchen. Außerdem sollten die Anwender ablesen können, um welches Maß sich der Stromverbrauch durch Stromsparmaßnahmen verringert hat.

  2. Energieprofile erstellen: Power-Management-Tools legen Energieprofile für die verwalteten PCs an. Administratoren können damit Regeln aufstellen, wann oder unter welchen Bedingungen ein Rechner in welchen Status umschalten soll. Beispielsweise können alle PCs ab einer bestimmten Uhrzeit in den Ruhemodus wechseln, oder das System kann nach einer bestimmten Zeit ohne Aktivität des Nutzers in einen energiesparenden Status übergehen. Das Tool sollte die Profile möglichst granular einstellen können, beispielsweise welche Teile eines Rechners in den Ruhemodus gefahren werden (Festplatte, CPU, Monitor) und bei welchen Rechnergruppen beziehungsweise Einzel-PCs bestimmte Profile gelten.

  3. Aktivität protokollieren: Das Management-Werkzeug sollte genau aufzeichnen, wie lange sich ein Rechner in welchem Status befindet: ausgeschaltet, Standby, Schlafmodus oder volle Aktivität. Idealerweise ist es möglich, auch die Stati des Monitors einzubeziehen. Geben Anwender darüber hinaus noch Informationen zu Stromverbrauch und Stromkosten ein, sollte das Tool in der Lage sein, ein Energieverbrauchsprofil für jeden einzelnen PC zu erstellen. Damit können Unternehmen besser kalkulieren, was welche Sparmaßnahmen bringen.

  4. Reports schaffen Durchblick: Alle Power-Management-Tools bieten den Nutzern ein gewisses Maß an Reporting. Zumindest sollte die Software anzeigen können, wie viel Energie eine bestimmte Aktion eingespart hat. In aller Regel lassen sich die Informationen auch für bestimmte Zeiträume, Abteilungen und sogar einzelne PCs abrufen.

  5. PCs aufwecken: In den meisten Unternehmen laufen Wartungs- und Supportarbeiten wie Software-Updates und Backups an den Rechnern außerhalb der offiziellen Büro- und Arbeitszeiten. Befinden sich die PCs dann aber im Ruhezustand, muss die IT-Abteilung die Möglichkeit haben, sie zu aktivieren. Meist funktioniert das über die "Wake-on-LAN"-Funktion (WoL). Allerdings erfordert das Modifikationen an der Router-Konfiguration, was wiederum Sicherheitsprobleme nach sich ziehen kann. Die Management-Tools sollten deshalb einen alternativen Mechanismus bieten, mit dem sich die PCs ohne große Manipulationen am Router aus dem Stromsparschlaf aufwecken lassen.

  6. Daten schützen: Manche Nutzer lassen Applikationen und Dokumente offen, wenn sie den Arbeitsplatz verlassen. Stellt sich der PC dann in einen Schlafmodus um, sind diese Daten in aller Regel nicht gefährdet. Kommt es allerdings zu Wartungsarbeiten, die einen Neustart erfordern, können Datenverluste auftreten. Das Management-Tool sollte daher Funktionen mitbringen, die automatisch erkennen, ob Anwendungen und Dateien geöffnet sind, und in einem zweiten Schritt möglicherweise gefährdete Informationen sichern, bevor der Rechner neu bootet.

  7. Schlaflose Rechner heilen: Bei manchen Windows-Rechnern gibt es das Phänomen, dass sie partout nicht in den Schlafmodus wechseln wollen. Die Gründe dafür sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar: Fehler in Applikationen oder Treiberkonflikte können dem System ständige Aktivität vorgaukeln und damit den Wechsel in einen Ruhemodus verhindern. Manche Management-Suiten beinhalten Werkzeuge, die derartige Fehler und Konflikte aufspüren und beheben sollen.

  8. Power-Management außer Kraft setzen: Das Power-Management-Tool sollte eine Funktion besitzen, mit der Anwender die Regeln für eine bestimmte Zeit außer Kraft setzen können, beispielsweise wenn eine Präsentation oder das Rendern von Videos nicht unterbrochen werden sollen. Darüber hinaus könnte über Regeln definiert werden, dass bestimmte Applikationen nicht durch Ruhemodi unterbrochen werden dürfen.

Diese Produkte überwachen und steuern den Stromverbrauch

Gartner hat verschiedene Werkzeuge untersucht, mit denen Firmen das Energie-Management ihrer PC-Landschaften in den Griff bekommen können:

"Nightwatchman" von 1E: Das Tool ist Teil des "Power and Patch Management Pack", in dem zusätzlich noch das Wake-of-LAN-Tool (WoL) "WakeUp" integriert ist. Der Hersteller integriert seine Lösung eng in Microsoft-Umgebungen mit dem "Systems Management Server" und dem "System Center Configuration Manager". Die aktuelle Version 5.5 funktioniert jedoch auch im Stand-alone-Betrieb. Dafür hat 1E eine eigene Management-Konsole entwickelt.

"LANDesk Power Manager" von Avocent: Der Power-Manager der Avocent-Tochter LANDesk wird als Einzelprodukt und Teil der "LANDesk Management Suite" verkauft. Das Produkt bietet Basisfunktionen für das Energie-Management von PC-Landschaften. Durch die enge Integration in die Management Suite eignet es sich vor allem für LANDesk-Kunden.

"Power Management" von Bigfix: Anwender können Bigfix Power Management als Einzel-Tool betreiben oder als Teil des "Bigfix Systems Lifecycle Management". Sie benötigen allerdings grundsätzlich für den Betrieb die "Bigfix Enterprise Suite Architecture". Mit dem Tool lassen sich umfangreiche PC-Umgebungen verwalten. Es bietet eine reichhaltige Reihe von Reports und lässt sich detailliert auf spezifische Parameter einstellen.

"Green IT Power Management" von Triumfant: Mit dem Power Management erweitert Triumfant seine PC-Management-Konsole, die bereits aus Werkzeugen für Inventarisierung, Rechnerkonfiguration und Security-Einstellungen besteht. Das Produkt profitiert von Funktionen der anderen Triumfant-Module, beispielsweise was die WoL-Möglichkeiten anbelangt.

"Power Save" von Faronics: Auch Faronics bietet neben Power Save noch andere Verwaltungs-Tools für PC-Landschaften an ("Deep Freeze", "Anti-Executable", "WINSelect"). Alle Werkzeuge lassen sich über die zentrale Management-Plattform "Core Console" bedienen. Power Save enthält alle alle Funktionen für das Energie-Management, hat aber Lücken beispielsweise, wenn es darum geht, automatisch geöffnete Dateien zu sichern und zu schließen.

"Surveyor" von Verdiem: Verdiem konzentriert sich mit Surveyor allein auf das Power-Management. Das Tool bietet ein übersichtliches User Interface und flexible Möglichkeiten, spezielle Profile für PC-Gruppen oder Einzel-PCs zu erstellen. Neben Surveyor hat Verdiem mit "Edison" ein Tool im Programm, das sich Anwender kostenlos aus dem Netz herunterladen können. Mit dem Werkzeug erhalten sie einen Überblick über den Energieverbrauch ihres Rechners und können Basisregeln für das Power-Management aufstellen. Damit will der Softwarehersteller das Bewusstsein der Endanwender für das Energiesparen schärfen und die Akzeptanz für die damit zusammenhängenden Maßnahmen erhöhen.

Open-Source-Alternative

Neben den kommerziellen Werkzeugen gibt es auch eine Open-Source-Software, die Windows-2000- und Windows-XP-Umgebungen um Energiesparfunktionen ergänzt:

"EZ GPO" von der Environmental Protection Agency ist ein kostenloses Tool der amerikanischen Umweltschutzbehörde. Das Werkzeug benötigt Windows Active Directory und ergänzt damit die Windows-Versionen 2000 und XP um Basisfunktionen für das Energie-Management. Windows Vista wird ausgespart, da hier diese Funktionen bereits im Betriebssystem integriert sind. Das Power-Management funktioniert über Group Policy Objects.

Darüber hinaus läuft mit Dynamic Power Management ein Projekt der weltweiten Open-Source-Gemeinde, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Tools und Anwendungen für das Energiesparen auf Open-Source-Plattformen zu entwickeln.