PC-Netzwerkspezialist vergroessert Marktanteil durch Akquisitionen Wordperfect-Kauf macht Novell zur Nummer zwei

25.03.1994

HANNOVER (ciw) - Der Netzwerkprimus Novell Corp. hat wieder zugeschlagen. Der Kauf der Wordperfect Inc. (WP) und der Quattro- Pro-Division von Borland macht das Unternehmen mit einem geschaetzten Jahresumsatz von rund zwei Milliarden Dollar hinter Microsoft zum zweitgroessten PC-Softwarehaus der Welt.

Fuer das Spreadsheet-Business von Borland zahlt der Netware- Anbieter 145 Millionen Dollar. Den Erwerb des Textverarbeitungsspezialisten Wordperfect finanziert Novell durch die Ausgabe von 59 Millionen neuen Aktien zum Boersenwert von 1,4 Milliarden Dollar. Wordperfect wird den Kern einer neuen Application Software Product Group bilden, der Name bleibt erhalten. Der bisherige CEO Adrian Rietveld leitet Novell-Angaben zufolge die Geschaefte des Textverarbeitungsspezialisten weiter und erhaelt einen Sitz im obersten Fuehrungsgremium des Unternehmens, dem Office of Presidents.

Die Staerke der uebernommen Company sieht Novell neben dem traditionellen Standbein im Textverarbeitungsmarkt in den Groupware-Entwicklungen des Unternehmens. Es setzte im vergangenen Jahr mit 4500 Mitarbeitern rund 700 Millionen Dollar um.

"Wir haben in den vergangenen zwei Jahren in neue Softwaretechnologien, in Mobile-Computing und in Multimedia investiert", erklaert Willy Soehngen, Geschaeftsfuehrer der Novell GmbH. Die beiden neuesten Akquisitionen zeigten, in welche Richtung sich die Netware-Company entwickeln werde. "Unser Ziel ist es, die naechste Generation von netzwerkbasierten Applikationen zu generieren."

"Die Power eines Unternehmens mit fast zwei Milliarden Dollar Umsatz bietet noch mehr Moeglichkeiten, dem Wettbewerber in die Flanke zu fahren", freut sich Soehngen. "Ausgehend von dem, was wir als Netzwerkanbieter bereits tun, wollen wir eine Fuehrungsrolle bei der Neudefinition des Applikationsgeschaeftes uebernehmen", erklaerte Novell-Boss Ray Noorda.

Ueber den Kauf der Spreadsheet-Division von Borland wurde bisher wenig bekannt. Ob Novell lediglich fuer die Technologie 145 Millionen Dollar auf den Tisch des Hauses legt oder die komplette Division kauft, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Allerdings wurde mit Quattro-Pro kein Bestseller erworben. Borland-Chef Philippe Kahn begruendet den Verkauf der Produktlinie mit der Konzentration auf das Kerngeschaeft. Der Deal berechtigt Novell auch, das Softwarepaket Borland-Office zu vermarkten, das neben Wordperfect und Quattro-Pro die Datenbank Paradox enthaelt. Die Rechte an Paradox sind eingeschraenkt. Novell darf das DB- System als Bestandteil des Pakets nur eine Million Mal verkaufen. Abgeschlossen werden sollen beide Geschaefte, denen die Kontrollgremien noch zustimmen muessen, bis Ende Juli dieses Jahres.

Die Akquisitionen kommen ueberraschend. Novell schien nach den Einkaeufen der vergangenen zwei Jahre finanziell erschoepft. 1993 konnte das Unternehmen zwar bei einem Plus von 20 Prozent einen Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Dollar vorweisen. Durch die Akquisitionen rutschte der Netzwerkspezialist allerdings mit 35 Millionen Dollar in die roten Zahlen.