PC-Meister gesucht

30.09.1988

"Cloner machen gegen IBM-Mikrokanal mobil", meldete vorletzte Woche die CW. Neun PC-Hersteller haben sich auf die "Extended Industry Standard Architecture", kurz: EISA, für AT-kompatible PC-Bussysteme festgelegt. Industrie-Standard: Das konnte man noch als Kompromiß verstehen, von den EISA-Rebellen akzeptiert, um die IBM nicht zu reizen. Daß die Mikrokanal-Alternative dem Computer-Giganten gleichwohl nicht behagt, steht auf einem anderen Blatt.

Aus dem Stichwort "Industrie-Standard' folgt indes die zweite Wertung: Kein Clone-Hersteller, kein PC-Anwender könne an ihm vorbei -, solange er nur "IBM' heiße. So hörte man es von allen Seiten. Das Problem, das "richtige" PC-Muster zu wählen, stellte sich nicht.

Ein 23jähriger PC-Highflyer gab jetzt Überraschendes von sich. Für den Amerikaner Michael Dell (Firma Dell) ist es eine ganz neue Erfahrung, die normative Kraft des Faktischen (IBM-Ankündigungen) offenbar überschätzt zu haben: Sollte sich IBMs Mikrokanal-Architektur, so sinniert Dell, wider Erwarten doch nicht als Industrie-Standard durchsetzen können?

Die Frage nach dem "richtigen" PC-Meister (Anwender, aufgepaßt!) wird auf einmal akut. Mit EISA haben die Nicht-IBM-Anbieter kräftige Akzente gesetzt. Man wird auch in bezug auf das PS/2-Betriebssystem OS/2 nicht mehr blauäugig sein können.