PC-Connection

09.12.1983

Der Erzrivale des Allerweltsherstellers IBM hat eingelenkt. Dem Voodoo-Zauber, der offensichtlich von den zwei Buchstaben "PC" ausgeht, konnte auch Sperry nicht länger widerstehen. Der verhinderte Mainframe-Marktführer (Eniac!), obwohl seine späte Zuneigung zum Personal Computer voraussehbar war, hat eine Standhaftigkeit bewiesen, die zu bewundern ist. Nun gibt es aber doch einen "Sperry PC" (Seite 1), selbstverständlich IBM-PC-kompatibel, mit allem, was dazugehört: gleicher Rechnerkern (Intel-Prozessor 8088, 16 Bit), unter MS-DOS laufend, SNA/SDLC-fähig. Nur: Genügt es, auf IBM-Kompatibilität zu setzen? Und was heißt hier Kompatibilität?

Personal Computer wie gehabt haben wir. Mittlerweile bauen an die fünfzig Hersteller IBMs 16-Bit-lndustriestandard auf dem PC-Sektor nach. Die Softwarebranche hilft kräftig mit, die Nicht-lBM-Anbieter auszuhungern. Ihr tut es gut, daß sich Big Blue für Partnerschaften, was die Entwicklung von PC-Anwendersoftware betrifft, geöffnet hat.

Verhindern wird den IBM-Durchmarsch im PC-Kleinkleingeschäft über den Ladentisch nun nichts mehr, darin sind sich sämtliche Marktbeobachter einig: Der Handel, vorerst noch hin und her gerissen (Apple oder Commodore?), kommt á la longue am Software-Angebot für den "blauen" PC nicht vorbei. So werden sich die "Unverträglichen" wohl mit schmalen Nischen in Spezialmärkten bescheiden müssen. Im übrigen ist es schon schwer genug, zwischen den IBM-Kompatiblen Unterschiede auszumachen.

Nahezu unangreifbar wird die IBM, wenn sie ihr Vertrauenspotential bei großen Unternehmen nutzt, da, wo es um Mengengeschäfte mit Personal Computern geht, um sogenannte "Multiple Orders": Aus vorhandenen Betriebssystemen für ihre /370- und 308X-Systeme werden Untermengen abgeleitet, die auch den IBM Personal Computer unterstützen. So geschehen bei dem kürzlich in Amerika angekündigten PC-Modell XT/370. Oder man strickt Emulationspakete, die Terminalprogramme auf Personal Computern lauffähig machen (Beispiel PC-Modell 3270).

Jenes fremde PC-System, das mit den Schwierigkeiten der IBM-Hostkommunikation (Zugriffsmethode, Datenstruktur und -organisation etc.) fertig würde, war bisher nirgendwo zu sehen. Man lasse sich durch gegenteilige Aussagen einiger PC-Anbieter nicht täuschen.

Angesichts dieser Widrigkeiten muß der Sperry-Eintritt ins PC-Geschäft, zumal mit japanischer Hilfe (Mitsubishi!), als Vorspiel zum Harakiri erscheinen. Doch just auf "Mainframe-Connectivity", daß Mikros und Mainframes miteinander reden, haben die Sperry-Produktplaner ihre PC-Entwicklung abgestellt. Da wird zwar gesagt, man wolle den PC auch als freistehendes System über die verschiedenen Distributionskanäle vermarkten, der Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig auf dem Terminalgeschäft. Wie der große Konkurrent will Sperry konsequent die Ablösung herkömmlicher Datenstationen durch Personal Computer betreiben. Da fängt man, notgedrungen, beim eigenen Kundenpark an, in dem ja gelegentlich auch IBM-VBs wildern. So ist das Sperry-PC-Announcement zu verstehen. Und nur so macht es auch Sinn.

Daß den Benutzern freilich erst nachgewiesen werden muß, wie ein Mikro-Mainframe-Verbund "sicher" funktioniert, und ob er überhaupt eine wirtschaftliche Alternative zum traditionellen Dialogbetrieb á la 3270 darstellt, steht auf einem anderen Blatt. Kann sein, daß etliche Großanwender, einen Marketing-Trick witternd, dem Aufruf zum hemmungslosen PC-Einsatz nicht folgen wollen. Doch vor diesem Problem steht auch die IBM.