Lizenzbedingungen sind jetzt plötzlich zweitrangig:

PC-Anbieter vermissen Interesse an MCA

09.12.1988

MÜNCHEN (CW) - IBMs Klarstellungsversuche zur MCA-Lizenzpolitik (siehe Seite 21) haben ein erstes Echo der Branche hervorgerufen, allerdings ein negatives: Wie PC-Anbieter erklärten, sei die Ausgestaltung von Lizenzvereinbarungen ein nachrangiges Problem. Das Interesse an MCA-Clones werde in erster Linie durch die Nachfrage selbst begrenzt.

"Die Klarstellungen (IBMs) räumen einige Hindernisse aus dem Weg, aber die Marktakzeptanz bleibt das Schlüsselproblem", meinte etwa Steve McKenzie, Chef von Acer Technologies. Dem stimmten auch andere PC-Anbieter zu. So der Chairman von Northgate Computer, Art Lazere: "Wir sehen keinen Bedarf, bei uns sind keine Anfragen eingegangen, und wir sehen auch für die Zukunft nichts derartiges", erläuterte er seine Sicht der Dinge. Eine Sprecherin von Hewlett-Packard erklärte, ihr Unternehmen habe keine unmittelbaren Pläne, MCA-Maschinen anzubieten. Sie verwies dabei auf eine frühere Ankündigung ihres Hauses, derzufolge HP eher das EISA- als das MCA-Konzept unterstützen werde.

Eine Studie des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Sierra Group hat unterdessen ergeben, daß zum Zeitpunkt der EISA-Ankündigung das Interesse an MCA-Maschinen bei den Großkunden einen deutlichen Abwärtstrend aufwies. Eine Umfrage bei 2148 Unternehmen, die zu diesem Zeitpunkt PS/2-Maschinen eingesetzt hatten, ergab, daß lediglich ein Drittel davon weitere Geräte dieser Familie anschaffen wollte. Im Januar hatte die Vergleichsziffer noch bei 40 Prozent gelegen. Dabei halten allerdings die Mehrzahl der Befragten einen Vergleich der beiden Systeme - EISA und MCA - unter technischen Gesichtspunkten für zur Zeit irrelevant.

Vor diesem Hintergrund kündigte IBM eine baldige Erweiterung der Mikrokanal-Fähigkeiten an.