Patt bei Big Blue belastet den Power-Start

15.04.1994

Dass sich Apple fuer den gemeinsam mit IBM und Motorola entwickelten Power-PC-Chip stark macht und auf der CeBIT erste Modelle mit dieser Architektur gezeigt hat, ist eine ganz nette Information. Der PC-Pionier sah sich zuletzt Spekulationen der Third-party-Softwarefirmen und der Anwender ausgesetzt, wie es mit dem Mac weitergehen soll. Ein Dead-end wurde befuerchtet. Jetzt koennen die Apple-Marketiers aufatmen, Kundenschutz scheint garantiert.

Auch Motorola hat nichts zu verlieren. Sollte es gelingen, den Power-Chip an PC-Hersteller zu lizenzieren, die bislang auf Intel eingeschworen waren, dann haette der ewige Zweite im Mikroprozessormarkt schon viel erreicht. Man geht nicht fehl in der Annahme, dass fuer Intels Andy Grove unruhigere Zeiten anbrechen. Den Anwendern kann es nur recht sein, wenn sich die Chipproduzenten beharken. Preiswertere PCs kommen dabei allemal heraus.

Doch was ist mit den Power-PC-Plaenen der IBM? Es kommt darauf an, wen man bei Big Blue fragt. Fuer den Mainframe-Marktfuehrer steht mehr auf dem Spiel als die Reputation im PC-Lager. Technisch stellt es kein Problem dar, auf der Basis der Power-PC-Architektur eine vom PC bis zum Grossrechner durchgaengige skalierbare RISC- Modellreihe zu entwickeln.

Solch simple Loesungen haben die IBM-Marketiers nie gemocht. Es waere nicht das erste Mal, dass eine zukunftsweisende Technologie einer verbohrten Parktschutzpolitik geopfert wird. Die heilige Kuh 370-Architektur darf nicht geschlachtet, die Schraegstrich-Familie (AS/400-Anwender) nicht verunsichert werden. Nicht einmal im PC- Bereich der IBM ist die Power-PC-Architektur unumstritten. Das Desktop-Hardware-Bein der Armonker, die PC-Division, ist fest in der Intel-Welt verankert. Das Patt belastet den Start des Power- PC. Eine Bauchlandung waere peinlich fuer IBM.