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Patentrechtsstreit: Microsoft einigt sich mit Alacritech

14.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Um den Patentrechtsstreit mit Alacritech aus der Welt zu schaffen, hat Microsoft nun eine Lizenzierungsvereinbarung getroffen. Das kleine Startup aus dem Silicon Valley hatte der Gates-Company vorgeworfen, sie habe die von Microsoft "Chimney" getaufte TCP-Offload-Technik bei der eigenen patentierten SLIC-Technik abgekupfert. Im April war es dem Unternehmen aus San José, Kalifornien, bereits gelungen, eine einstweilige Verfügung gegen den Softwareriesen zu erwirken (siehe auch: "Patentrechtsstreit: Startup erwirkt einstweilige Verfügung gegen Microsoft").

Wie Alacritech am gestrigen Mittwoch bekannt gab, hat das Startup mit Microsoft und dessen Entwicklungspartner Broadcom ein gegenseitiges Lizenzierungsabkommen getroffen, bei dem die beiden Unternehmen Geld an Alacritech zahlen. Die Höhe des Betrags wurde jedoch nicht genannt.

Die TCP-Offload-Technik Chimney beschleunigt die Datenübertragung in TCP/IP-Netzen, indem sie bestimmte Aufgaben von der CPU eines Servers oder PCs auf die Netzwerkkarte oder andere Komponenten verlagert. Microsoft wollte die Technik im Betriebssystem "Longhorn" sowie in dem für die zweite Jahreshälfte 2004 geplanten Scalable Networking Pack für den Windows Server 2003 einsetzen - bis Alacritech diesem Plan ein vorläufiges Ende setzte. Wie ein Sprecher des Unternehmens erklärte, soll das Paket nun Anfang 2006 erscheinen.

Das Startup hatte die Technik nach eigenen Angaben bereits 1998 mit Microsoft diskutiert, daraufhin habe die Gates-Company aber die Kommunikation schlagartig abgebrochen. Im Mai 2003 hatte Microsoft dann Chimney vorgestellt, das der eigenen patentierten SLIC-Technik ähnelte. Darauf angesprochen, hätte sich der Softwareriese geweigert, die Technik unter Lizenz zu nehmen.

Wenig Glück hatte Microsoft auch bei der Wiedervorlage eines Patentrechtstreits mit AT&T vor einem Berufungsgericht in Seattle, Washington. Der zuständige Richter bestätigte das Urteil aus niedrigerer Instanz. Demnach haben die Redmonder unrechtmäßig eine von AT&T-Mitarbeitern ersonnene und bereits 1984 patentierte Technik zur Kompression von Sprachdaten in ihrer Videokonferenz-Software "Netmeeting" sowie in bestimmten Windows-Versionen und anderen Produkten übernommen.

Microsoft hatte einen Teil der im Jahr 2001 eingereichten Patentklage bereits im März vergangenen Jahres durch Zahlung einer unbekannten Summe außergerichtlich beigelegt (siehe auch: "Microsoft legt Patentklage von AT&T bei"). Verbleibende strittige Punkte sollten jedoch vor einem Berufungsgericht neu verhandelt werden. (mb)