Strukturierte Programme kontra Spaghetti-Programmierung:

Pascal läuft Basic den Rang ab

31.05.1985

MONSCHAU (CW) - Grammatik gehört in jeden Sprachunterricht wie Struktur zu jeder Programmiersprache. Beat Steckeisen von der Can Computer SA, Monschau/Severy, betont in seiner Skizze: Informatik basiert auf Systematik im Denken - und diese ermögliche nur Pascal.

Praktisch alle Heimcomputer sowie ein Großteil der professionellen Arbeitsplatzcomputer werden derzeit mit der Programmiersprache Basic ausgeliefert. Diese ist relativ einfach zu erlernen, weil sie eine extrem vereinfachte "Grammatik" besitzt. Basic gibt es in beinahe ebenso vielen Dialekten, wie es Computerhersteller gibt. Programme, die in einem dieser Basic-Versionen geschrieben sind, können auf einem anderen Computer kaum laufen, das heißt, sie sind praktisch nicht "transportabel". Die Sprache ist zwar sehr leistungsfähig, und es sind anspruchsvolle Anwenderprogramme damit geschrieben worden. Mit Basic ist es eben möglich, Programme so hinzuschreiben, wie man "daherplaudert", aber eben ohne Struktur. Werden solche Programme umfangreicher, so sind sie unübersichtlich. Es ist dann fast unmöglich, sie fortzuentwickeln. Fachleute sprechen hier vom Spaghetti-Programmieren " . Der Wunsch nach einer gezielten Ausbildung wird laut.

Erziehung zur Struktur

Informatikunterricht soll sicher nicht das Ziel verfolgen, zu lehren, welche Knöpfe man an einem Gerät drücken muß . Informatik erfordert systematische Denkprozesse in Arbeitsabläufen. Informatikunterricht soll diese Systematik des Denkens lehren. Mit diesem Ziel vor Augen hat etwa Professor Niklaus Wirth an der Eidgenössischen Technischen hochschule (ETH) Zürich die Programmiersprache Pascal eingeführt - als didaktisches Mittel zur Erziehung zum systematischen, strukturierten Denkprozeß. Wenn heute Pascal nacht nur an Universitäten unterrichtet wird, sondern - über die Absichten ihres Schöpfers hinaus - sich zur weitestverbreiteten Programmiersprache in Industrie und Wissenschaft mauserte, spricht dies für deren hervorragende Qualität und Genialität. Pascal erzieht zum strukturierten Programmieren. Dies ist sicher einer der schwerwiegenden Aspekte in der Informatik.

Aus diesen Überlegungen heraus kommen immer mehr Lehrkräfte dazu, ihre Computer mit der Programmiersprache Pascal auszurüsten, wenn sie ernsthaften Informatikunterricht erteilen wollen.

Fast alle Basic-Computer arbeiten mit einem Interpreter. Jedesmal, wenn ein in Basic geschriebenes Programm abläuft, wird es vom Interpreter fortwährend in den Code übersetzt, den der Mikroprozessor ausführen kann. Der Interpreter ist seinerseits ein Programm, das der Prozessor obendrein bearbeiten muß. Dies erfordert Verarbeitungszeit, denn um eine Basic-Instruktion für den Prozessor ausführbar zu machen, sind unter Umständen über

Hundert Interpreter-Instruktionen abzuarbeiten. Darum laufen interpretierte Programme "langsam", was sich besonders bei umfangreichen Arbeitsabläufen und Iterationen bemerkbar macht.

Der Compiler sollte ein Übersetzungsprogramm sein das den sogenannten Quellencode in den für den Prozessor ausführbaren Maschinencode übersetzt und niederschreibt. Das kompilierte Programm kann danach vom Rechner beliebig oft abgearbeitet werden, ohne daß es jedesmal wieder übersetzt werden muß. Deshalb arbeiten kompilierte Programme um ein Mehrfaches schneller als interpretierte. Ein denkbarer Nachteil könnte darin bestehen, daß im Zuge der Programmentwicklung jedesmal zuerst kompiliert werden muß, bevor man Resultate kontrollieren kann. Dieser Prozeß nimmt bei leistungsfähigen Versionen nur wenige Sekunden in Anspruch. Damit kann die Programmentwicklung mit diesem Compiler mindestens so komfortabel wie mit einem Interpreter werden - bei allen Vorzügen der fertigen Programme.

Die Frage "Warum also Pascal" läßt sich leicht beantworten: weil es nicht nur eine Programmiersprache ist, sondern eine didaktische Methode zum systematischen Denken zu erziehen, also eine unabdingbare Voraussetzung in der Informatik.