Mammutaufgabe Smart Grid

Partnerschaften für neue Netze

29.11.2010
Von Detlev Flach

Smart Metering im All-inclusive-Paket

Auch andere Energieversorger bieten das Smart-Metering-Paket als Komplettservice zum monatlichen Festpreis an. Inbegriffen sind neben Einbau und Betrieb die Kommunikationsbox samt Software, der Anschluss an das Kommunikationsnetz, das Auslesen der Verbrauchsdaten, die Datenübertragung in ein hochsicheres Rechenzentrum sowie das Weiterleiten der Daten an den Energieversorger. Auch sämtliche Reparaturen, Software-Updates oder das Auswechseln der Box sind im Preis inklusive.

Die Emdener befragen derzeit ihre Kunden, um das allgemeine Interesse am Smart Metering besser abschätzen zu können. Erste Ergebnisse zeigen, dass viele Strom- und Gaskunden wissen wollen, wie sie mit Hilfe der Smart Meter ihren Verbrauch reduzieren können. Pilotprojekte haben bewiesen, dass Verbraucher dank der intelligenten Zähler sowie der transparenten Darstellung Stromfressern wie alten Tiefkühltruhen schnell auf die Schliche kommen und so bis zu 15 Prozent Strom sparen. Aber auch in puncto Datensicherheit reagieren die Verbraucher sehr sensibel. Deshalb müssen die Anbieter besonders sichere Lösungen entwickeln.

"Wir nutzen für den Datentransfer nicht die DSL-Anschlüsse der Kunden, sondern bauen eine eigene, unabhängige Infrastruktur auf und betreiben diese", beschreibt Gabriele Riedmann de Trinidad, Leiterin Konzerngeschäftsfeld Energie bei der Deutschen Telekom, die Strategie ihres Hauses. "Nur so können wir die Daten sicher übertragen sowie die Verfügbarkeit des Ausleseservice garantieren." Durch die Trennung der beiden Leitungen ist außerdem keine Vermischung von Telekommunikations- und Energiedaten möglich. Zudem müssen die Kunden nicht gleichzeitig eine Geschäftsbeziehung mit der Telekom eingehen. Alternativ zum Datenversand über eine Festnetzverbindung lassen sich die Werte auch sicher mobil übertragen. "Unsere Lösung entspricht sehr hohen Sicherheitsanforderungen, ist nach ISO 27001 zertifiziert und erfüllt den SAS-70-Standard", wirbt Riedmann de Trinidad um Vertrauen. Zudem unterlägen die 30 Rechenzentren in Deutschland, die für die Datenverarbeitung zuständig sind, den hiesigen Datenschutzgesetzen. Dank der Datenverarbeitung in Deutschland müssten die Verbraucher auch keinen Zugriff US-amerikanischer Geheimdienste befürchten, die sich auf den Patriot Act berufen.

Smart Meter bieten Mehrwert

Bis in Deutschland flächendeckend ein Smart Grid funktioniert, müssen in fast alle rund 40 Millionen Haushalte Smart Meter (zur PDF-Infobroschühre der DTAG) eingebaut werden. Denn ohne die Verbrauchsdaten der Endkunden fehlen entscheidende Informationen. Ferner muss ein Smart Meter auch zu unterschiedlichen Standards kompatibel sein.

Nach Ansicht der Telekom kann der hauseigene "Multi Utility Server" (MUS) dieses Problem lösen. Er wurde als Kommunikationsbox für Smart Meter entwickelt und soll sich mit 60 unterschiedlichen Zählern von 20 verschiedenen Herstellern unterhalten können. Da der MUS auf Basis des Internet Protocol kommuniziert, kann die Box auch Informationen aus dem Netz verarbeiten und Anweisungen an Haushaltsgeräte weitergeben. Auf diesem Weg könnten in Zukunft Energieversorger lastenabhängige Tarifinformationen an den MUS schicken. Dieser verarbeitet die aktuellen Tarife und steuert in Abstimmung mit den Haushalten Spülmaschine oder Kühltruhe so, dass sie anspringen, wenn der Strom am günstigsten ist. Vorstellbar ist sogar, dass über ein MUS der gesamte Haushalt organisiert wird. Die Bewohner könnten aus der Ferne, zum Beispiel aus dem Urlaub, die Jalousien herunterlassen, das Garagentor öffnen oder die Heizung ausschalten. Verbraucher könnten nicht nur Strom sparen, sondern zusätzlich von neuen Tarifen und Services profitieren. (hi)