Partner reagieren erbost KHK streicht ihr ehrgeiziges X-Line-Projekt stark zusammen

10.02.1995

MUENCHEN (ua) - Das Geruecht, KHK stoppe die Entwicklung der "X- Line", stimmt so nicht. Allerdings musste das Unternehmen seinen Ehrgeiz bremsen und die Mannschaft reduzieren. Nun versucht sich KHK an einer abgespeckten Variante der objektorientierten betriebswirtschaftlichen Standardapplikation.

"Ich fange keinen Krieg an, doch mit Sicherheit werden die Fetzen fliegen", so Joachim Grundmann von der Grundmann EDV-Systeme, Hasenfeld. "Immerhin hat die Entwicklung ein Jahr lang drei Programmierer in Anspruch genommen. Wir hatten bereits Auftraege von Kunden vorliegen, die nun abgesprungen sind. Wir haben das Gesicht verloren."

Noch vor einem Vierteljahr plante KHK, zur CeBIT eine komplette Loesung zu praesentieren. Sie sollte aus einer Entwicklungsumgebung und einer Finanzbuchhaltung (Fibu), die bis dato in Basel entwickelt wurden, einem Modul Vertrieb und Fakturierung, das in Bad Westernkotten bei Soest entstehen sollte, sowie einer Personalverwaltung bestehen.

Diese wurde im Firmensitz Frankfurt programmiert, wo nun als erstes bis zur Mitte dieses Jahres die Grundlagen-Tools fertiggestellt werden sollen. Danach wird die Fibu folgen. Die Idee einer parallelen Entwicklung an drei verschiedenen Standorten wurde aufgegeben. Die Projektmannschaft besteht nun statt 40 aus zehn Mitarbeitern. "Die Revision der Projektidee waere eine ganz normale Angelegenheit, kaeme die Einsicht nicht zu spaet und waere nicht eine ganze Reihe von Karrieren betroffen", kommentiert Georg Heeg, Geschaeftsfuehrer der gleichnamigen Dortmunder GmbH.

Heeg hat das Projekt von Anfang an begleitet und jeden der X-Line- Entwickler in Smalltalk geschult. "Den Projektleiter Thilo Schmid stufe ich als Genie ein, doch hat er seine Ideen den anderen nicht vermitteln koennen. Diese Mannschaft war nie ein Team, und das Konzept fuer die Umsetzung war nicht pragmatisch genug", lautet Heegs Kritik. "KHK hat sich an dem Projekt verhoben." Die X-Line wurde als "Mini-R/3" angepriesen, mit der KHK-Geschaeftsfuehrer Karl-Heinz Killeit im Free-Licence-Verfahren - "Einmal kaufen, beliebig oft weiterverkaufen" - zum Marktfuehrer avancieren wollte. "Alles, was in den anderen Produktlinien erwirtschaftet wurde, ist in die X-Line geflossen - etwa 15 bis 20 Millionen Mark", schaetzt KHK. Nach Insiderinformationen duerfte etwa die Haelfte der 15 kleinen und mittelstaendischen Softwarehaeuser, die das Unternehmen als Partner fuer die X-Line gewinnen konnte und die auf der Basis der KHK-Umgebung sowie der betriebswirtschaftlichen Basisklassen Branchenloesungen entwickeln sollten, endgueltig abspringen.