Rechnerverbund mit Kienzle-Systemen MCS 9700:

Pariser Sparkasse möbelt Zweigstellen auf

19.06.1987

PARIS (sch) - Mit neuen multifunktionalen Kienzle-Systemen vom Typ MCS 9700 hat die größte französische Sparkasse Frankreichs, "Caisse de Epargne de Paris" - kurz C.E.P. -, ihr sich über den Großraum Paris erstreckendes EDV-Netz bestückt. Im Rahmen der Umstellung sollen in erster Linie dem Bankkunden vor Ort mehr Handlungsspielraum gegeben und der Beratungsservice verbessert werden.

Zwischen der ersten Terminalgeneration, die ebenfalls von Kienzle stammt, und den jetzigen Anlagen fand ein fließender Übergang ohne Unterbrechung des Online-Betriebs mit dem Sparkassen-Rechenzentrum statt. Als Konkurrenten bei der 1985 erfolgten Ausschreibung konnte Mannesmann-Kienzle unter anderem die Anbieter NCR, Triumph-Adler und Logabax ausstechen. Die Installation im Wert von 20 Millionen Mark ging während der letzten beiden Jahre über die Bühne. Je nach Größe der Filiale werden verschiedene Modellvarianten (MCS 9735 bis MCS 9785) eingesetzt, wobei sich die Konfigurationen in ihren Leistungen den Anforderungen entsprechend ausbauen lassen. Die MCS-Systeme kommunizieren mit dem Rechenzentrum CIT (Centre Technique Informatique) der C.E.P. in Bagnolet, aktualisieren die Kundenkonten und verfügen über eine gewisse Autonomie bei eventuell vorübergehenden Leitungsunterbrechungen.

"Transaktionelle" Schalter eingeführt

Die C.E.P. hat mit der Systemumstellung gleichzeitig die Gelegenheit wahrgenommen, das Arbeitsplatzkonzept in den Niederlassungen zu revidieren. Der "traditionelle" Schalter wurde umfunktioniert zum transaktionellen Schalter mit qualifizierter Beratung und einem Mehr an Dienstleistungen. Neben den Sparbuchtransaktionen mit Überprüfung in der Zentrale können "Schwarze Listen" aktuell geführt, Kalkulationsmodelle für Kredite simuliert sowie Auszahlungen für Sparbriefe eingesetzt werden. Administrative Anwendungen dienen der Bestellung von Bargeld in jeder Filiale, der Ausgabe der täglichen Debitorenliste sowie strittiger Transaktionen. MCS 9700 erlaubt ferner die Emulation der Terminals 3270 und 3777.

C.E.P. entwickelte Anwendungs-Software selbst

Im einzelnen umfaßt die C.E.P.- 156 Zweigstellencontroller, 500 komplette Bankarbeitsplätze mit Sparbuchdruckern sowie Bildschirmen. Die Kienzle-Systeme sind über drei Front-end-Prozessoren (IBM 3725-1 und Comten 3690) mit zwei Host-Rechnern vom Typ 3084 verbunden. Diese beiden Mainframes arbeiten mit dem Zugriffsverfahren IMS DB/ DC. Die Software-Entwicklungsabteilung der C.E.P., die ihre Anwendungen selbst realisiert, arbeitet mit dem Betriebssystem MTOS und den Dienstprogrammen von Mannesmann-Kienzle. Die Applikationen wurden mit Hilfe des Programm-Entwicklungs- und -pflegesystems "Pepsy" entwickelt und basieren auf verschiedenen Modulen des von Kienzle gestrickten Programmpakets "Mosaik".

"Mosaik" kommt - durch länderspezifische Module ergänzt - bereits in mehreren europäischen Bankenprojekten in Europa zum Zuge. Die bei der Pariser Sparkasse laufende Software ist von dem Rechenzentrum CTI um einen "Mosaik"-Standardkern herum entwickelt worden. Kienzle steuerte zu der entsprechenden C.E.P.-Entwicklung beispielsweise Treiber-Routinen für Peripheriegeräte und Tools für die Datenfernübertragung bei.

Unterstützung durch spezielle System-Services

Das System MCS 9700 verfügt über umfangreiche Sicherheits- und Backup-Vorkehrungen. Dabei werden die Netzwerktechniken und die Verteilung der Daten im Gesamtnetz durch spezielle Werkzeuge, sogenannte System-Services, unterstützt. Diese System-Services, die im CTI-Rechenzentrum derzeit allerdings noch die Pilotphase durchlaufen, initiieren und überwachen die Verarbeitung in den verschiedenen Kommunikationsebenen und stellen im Fehlerfall die Kommunikation bis auf die Anwenderebene wieder her. Sie gewährleisten, daß alle Verbindungen zwischen einzelnen Systemen automatisch realisiert und überprüft werden. Das Kernstück für den Netzverbund unter Kinet bildet die System-Software IMAD (Internal Maintenance and Diagnostic). Sie stellt Anwendungs- und Emulationsprogrammen SNA-Sessions mit dem Host oder MCS-Systemen auf der Basis von Logical-Units bereit. Der Sessionaufbau und -abbau sowie die entsprechenden Recoveries im Falle einer Verbindungsstörung zwischen den beteiligten Systemen erfolgen nach SNA-Regeln, die man über Tabellen pro LU in jedem MCS-System individuell konfigurieren kann. Über alle Sessions führt IMAD Statistiken bezüglich der jeweiligen Transaktionsdauer und der dabei auftauchenden Fehler.

Office-Automation-Software derzeit im Test

Bei der zweiten Komponente des Netzmanagers handelt es sich um RMAD (Remote Maintenance and Diagnostic). Im Dialog wird vom RMAD-Arbeitsplatz - einem zentralen Arbeitsplatz innerhalb des Rechnerverbunds - in das jeweilige System im Netz eingegriffen, um die Ferndiagnose und -wartung durchzuführen. Der Anstoß dafür kommt durch aktuelle Fehlermeldungen, die vom IMAD-System an RMAD gesendet werden oder durch telefonische Meldungen der Anwender beziehungsweise durch Indikatoren, die sich aus der periodischen Auswertung der gesammelten Netzwerkdaten (zum Beispiel Antwort-Zeit-Statistik, Leitungsstatistik) gewinnen lassen. Mittels Varianzanalysen werden die aktuellen Netzwerkdaten periodisch in bezug auf Veränderungen zu Vortagen und typischen Referenztagen nach Abweichungen untersucht.

Ebenso wie IMAD/RMAD im Test befinden sich die Kienzle-Bürokommunikationskomponenten, so das Textverarbeitungssystem "Kitext" und das Kalkulationsprogramm "Kicalc". Das Dateiabfrageprogramm "Kiquest" hingegen hat Kienzle bereits in fast allen Filialen installiert. Dank Gastprozessortechnik ist eine PC-Emulation möglich, die den Zugriff auf alle MS-DOS-Anwendungen gestattet. Schon voll genutzt wird dagegen die in das System MCS 9700 integrierte Bildschirmtext-Funktion. Die verschiedenen Filialen verwenden den "Minitel" intern für die elektronische Post und fragen auf diesem Wege unter anderem Konten und Aktienkurse ab.

Chipkarten-Einführung steht zur Disposition

Eine der 156 Zweigstellen wurde zur Pilotfiliale auserkoren. Hier soll dem Kunden und Interessenten die Möglichkeit gegeben werden, das ganze Spektrum der Banklösung in Augenschein zu nehmen. Diese Zweigstelle im Parc de la Vilette, als erste auch sonntags geöffnet, will stufenweise zahlreiche Anwendungen integrieren. In einer ersten Phase wird man dort Bildschirmtext-Wandbildschirme, einen automatischen Kassentresor und eine MCS 9765 - ausgerüstet mit "Mosaik"-Modulen - finden. Neben allen Filial-Transaktionen geht ferner das Geldwechsel-Geschäft auf einem Spezialrechner vonstatten.

Elektronisches Sparbuch als nächster Schritt

Als nächster Schritt im Rahmen der Bankautomation steht die zügige Ausstattung aller Filialen mit automatischen Kassentresoren auf dem Programm. Außerdem will die C.E.P. noch in bis dato weitgehend unerforschte Gefilde vordringen. So führt die Pariser Sparkasse gerade eine Analyse durch für eine Experimentalphase mit der Chipkarte als elektronischem Sparbuch. Untersucht wird außerdem die Möglichkeit, an Geldausgabeautomaten Sparbücher mit Magnetstreifen zu benützen.

Eine neue Version der PC-Mainframe-Verbindung "CICS-File-Transfer" hat die STS GmbH aus Trebgast angekündigt. Das Programmpaket dient dem Datenaustausch zwischen PC und Großrechner unter MS-DOS beziehungsweise VS, SSX oder MVS. Das Release 4.00, das ab Juli lieferbar sein soll, hat nach STS-Angaben unter anderem verbesserte Selektionsmöglichkeiten und erlaubt den Zugriff auf "Power/VS" sowie die Definition von beliebig vielen Sichten auf eine Host-Datenbank. Ausgelegt ist die neue Version für die Systeme IBM/2 , IBM PC, XT, AT und Kompatible.

Zu einer Usergruppe-Süd haben sich Anwender der Programmiersprache "Mumps" in Böblingen zusammengeschlossen. Hier sollen entsprechende Informationen, aber auch Routinen und Tools ausgetauscht werden, die in Zusammenhang mit "Mumps" stehen. Die organisatorische Leitung Übernahm Jiri Donoval von der Programm Standard GmbH, Sindelfingen, Telefon: 0 70 31/8 40 01. Weitere Usergruppen gibt es bereits in Hamburg, Hannover, Köln und Frankfurt. Die ANSI-konforme Sprache der vierten Generation wurde vornehmlich für den kommerziellen und verwaltungstechnischen Bereich mit großen Datenbankbeständen entwickelt. Lauffähig ist die interaktive Sprache unter Betriebssystemen wie VMS, Unix, DSM-11 oder MS-DOS.

Die Mitgliedsländer des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) haben mit der Einrichtung einer Datenbank für Softwaresysteme begonnen. Wie die DDR-Nachrichtenagentur ADN mitteilt, besteht zwar bereits ein reger Austausch von SW-Entwicklungen zwischen den RGW-Staaten. Mit Hilfe der Datenbank soll diese Zusammenarbeit nun auf eine einheitliche organisatorische, rechtliche und ökonomische Grundlage gestellt werden. Für die DDR wird das Datenverarbeitungszentrum Dresden die Verbindung zu den anderen Mitgliedsländern des RGW vermitteln.

Für die kürzlich angekündigte Multiuser-Serie 2000 von Altos Computer Systems, San Jose, ist das Datenbank-System "Informix-Turbo" von Informix Software aus Menlo Park, Kalifornien, ausgelegt. Bei dem SQL-basierten System handelt es sich um die erste Datenbank-Software, die die neuen Rechner unterstützt. Nach Herstellerangaben besitzt das Produkt unter anderen die Fähigkeit, bei einem Fehler im Betriebssystem die letzte vollständige Transaktion wieder herzustellen.