Paramid findet ersten Standplatz in Ilmenau

01.04.1994

BERLIN (ms) - Den Slogan "Auf dem Weg zum Kunden" nimmt die Gesellschaft fuer Transputertechnik mbH (GFTT) aus Dortmund woertlich. Zwei Monate lang fuhr ein Team des Unternehmens quer durch Oesterreich und das deutsche Bundesgebiet, um fuer den parallelen Computer "Paramid" des englischen Herstellers Transtech Ltd. die Werbetrommel zu ruehren. Erhoert wurden sie in Ilmenau: Die Fakultaet fuer Elektro- und Informationstechnik der dort ansaessigen Technischen Universitaet ist deutscher Erstanwender.

Anlaufpunkt fuer die Praesentationen des Dortmunder Anbieters waren in er- ster Linie Universitaeten und andere Hochschulen. Vor allem dort seien schnelle, nicht zu teure parallele Hochleistungsrechner fuer wissenschaftliche Anwendungen wie die Finite-Elemente-Methode, die Dynamik und zur Steuerung von Motoren gefragt, so Geschaeftsfuehrer Josef Feld. Seine Reise fuehrte ihn auch ueber Thueringen und Sachsen an die Fachhochschule fuer Technik und Wirtschaft in Berlin-Karlshorst (FHTW).

Die ehemalige Hochschule fuer Oekonomie bildete bereits zu DDR- Zeiten Wirtschaftsinformatiker aus. Den Einsatz von Mehrprozessormaschinen sehe man vor allem in der parallelen Programmierung und der Berechnung von Grafiken, so Holger Seidler vom Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften, Studiengang angewandte Informatik.

Bei dem in Karlshorst vorgestellten Paramid-Rechner handelt es sich um ein System mit einer Leistung bis zu 25,6 GFlops und einer Speicherkapazitaet bis zu 8,19 GB. Laut Entwickler erlangt der Supercomputer seine hohe Arbeitskraft durch die Nutzung von hybriden Knoten (TTM220): Sie bestehen aus jeweils einem Transputer (T805, 30 Megahertz, 4 MB Speicher) und einem Arbeitsprozessor (i860XP, 50 Megahertz, 32 MB Speicher).

Das Interessante aber sei der virtuelle Speicher des "schnellen Rechenknechtes", erklaert Klaus Wendlink, Leiter der Chemnitzer Geschaeftsstelle der Dortmunder. Er erlaube dem Programmierer eine Erweiterung des sogenannten sichtbaren Arbeitsspeichers um 2 GB. Die tatsaechliche Groesse des User-Bereiches wuerde von den unabhaengig voneinander parallel arbeitenden Harddisks bestimmt.

Softwareseitig nutze die Maschine "offene Standardplattformen", so der Chemnitzer, wie die Libraries PVM (Parallele Virtuelle Maschine) zur Vernetzung von Workstations und Parmacs fuer die Kopplung homogener Systeme. Fuer die Programmierung stehen unter anderem C- und Fortran-77-Compiler sowie Linker und Debugger fuer DOS- und Unix-PCs sowie Sparcstations zur Verfuegung.

Erstanwender des Parallelsystems Paramid in Deutschland ist die Fakultaet Elektro- und Informationstechnik der Technischen Universitaet Ilmenau. Die Thueringer Wissenschaftler wollen den parallelen Rechner unter anderem fuer die Entwicklung von Bauelementen im Nanometerbereich einsetzen.