Deutsche Tochter präsentiert sich:

Paradyne setzt Pixnet ins SNA-Fahrwasser

03.02.1984

KÖLN (bi) - Der amerikanische DFÜ-Spezialist Paradyne, zwar seit 1980 schon im deutschen Markt, gab jetzt der Fachpresse zum erstenmal einen Überblick über seine Produktpalette. Im SNA-Fahrwasser bieten die Kölner mit US-Know-how unter anderem eine konzeptionelle Alternative zur IBM-Netzwerkphilosophie an, die wirtschaftliche und leistungsmäßige Verbesserungen bringen soll. Name des Konzeptes: Pixnet; Grundidee: Remote-Anwendungen werden wie lokale behandelt. Mittel zum Zweck: Black boxes. Andere Schwerpunkte der Präsentation waren die Darstellung des Unternehmensprofils und weiterer Produkte des Endgerätebereichs, wie Printer, IBM-kompatible Personal Computer etc.

Die Deutschland-Gruppe der Paradyne umfaßt derzeit zirka 20 Leute; Geschäftsführer ist der Ex-IBMer Udo Schmickler. Konstituiert hat sich die Crew Mitte vorigen Jahres erst. Der 1983 erzielte Umsatz liegt bei 5 Millionen Mark, '84 erwartet sich die junge Mannschaft 7 Millionen in dem für die Muttergesellschaft "wichtigsten Auslandsmarkt". Das Marktsegment, in dem Paradyne am stärksten akquiriert, ist das der IBM-Anwender, die die Systeme 360/370/303X oder 4300 beziehungsweise IBM-kompatible Systeme einsetzen. Mit mehr als 3500 Installationen dieser Art sei die Bundesrepublik nach den USA der größte Markt. Weltweit hat der amerikanische DFÜ-Spezialist mit Sitz in Largo, Florida, im Vorjahr nach eigenen Angaben fast 600 Millionen Mark umgesetzt. Im deutschen Bereich sind bisher über L. M. Ericsson hauptsächlich Paradyne-Modems für Hfd-Verbindungen abgesetzt worden.

22 Pixnet-Installationen hat die Gruppe bisher im deutschen Markt. Weltweit seien es immerhin bereits 2000 Systeme. Völlige Unabhängigkeit vom Host und verteilte Intelligenz an Schlüsselpunkten des DFÜ-Netzes seien die wesentlichen Charakteristika dieses Konzepts. Das Übertragungsprotokoll, selbstverständlich SDLC, sowie Daten-Komprimierungsroutinen steigerten die Effizienz genausowie die Tatsache, daß sämtliche Remote-Peripherie als lokal an der CPU angeschlossen zu sehen ist. Dies entlaste den Host von Polling-Routinen und Fehlerprotokollen, wie sie bei konventionellen DFÜ-Anwendungen vorausgesetzt werden. Ergebnis dieser Vorgehensweise sei ein größerer Durchsatz bei allen Endgeräten, also auch im Antwortzeitverhalten der interaktiven Terminals. Außerdem unterstützt Pixnet den Remote-Benutzer im Zugriff zur "Mehrfachanwendung" (zum Beispiel CICS, IMS, TSO und CMS) von jedem Rechner innerhalb des Netzes.

Die Verbindung zwischen Host und Netz bilden lokale Steuereinheiten (Local Control Units, LCU). Der Rechner kann ein IBM-System 360/370/303X/43XX und steckerkompatible Systeme wie NAS, Amdahl oder CDC oder auch ein Paradyne-Response-System sein. Die LCU reagiert auf spezifische Kanalbefehle für die entsprechenden Gerätetypen. Der lokale Datenfluß wird von der LCU entgegengenommen, komprimiert und formatiert, um mittels SDLC-Protokoll in das DFÜ-Netz übertragen zu werden.

Die Daten, die von Pixnet empfangen und gesendet werden, stellen sich der CPU gegenüber als von lokalen Geräten kommend dar, einschließlich der Fehlerprozeduren und der Übertragungsinformation des Datenstroms.

Die Verbindungskontrolle und Fehlerbehandlung wird von der LCU durchgeführt. Zusätzlich können an die LCU lokal Kartenleser und Schnelldrucker angeschlossen werden. Eine RCU (Remote Control Unit) bildet die Schnittstelle zwischen dem Übertragungssystem und der Remote-Peripherie. Die RCU verfügt über integrierte Steuerungen für Kartenleser, Zeilendrucker, Magnetbänder, Disketten von Paradyne, 3270-Type-Terminals und Systemkonsolen. Weiterhin kann die RCU den IBM-Mux-Kanal duplizieren und erlaubt daher den Anschluß von IBM-Peripherie.

Eine NCU (Network Control Unit) erlaubt das Umschalten von Applikationen und das alternative "Routing" der Geräte innerhalb des Netzes. Über die Verwaltungskonsole an der NCU besteht die Möglichkeit, das gesamte Netz zu kontrollieren.

Die automatischen Funktionen der Konsole schließen den Einblick in Bedienersitzungen, Konfigurationskontrolle, Konfigurationsreport und Netzwerk-Testmöglichkeiten ein. Der Benutzer erhält über die Konsole Berichte und Kontrollmeldungen um jederzeit über den Status des DFÜ-Netzes informiert zu sein.

Das Personal-Computer-System von Paradyne, genannt PCS VIP, läßt sich wie ein 3270-Terminal in einer Schleife in das System einbinden. Vor Ort steht dann MS-DOS mit Basic, Cobol, Fortran und Pascal zur Verfügung.