Humanisierung statt Technisierung gefordert:

Papierloses Büro bleibt Wunschvorstellung

16.06.1983

WIEN (eks) - Mit einem Umsatz von rund 310 Millionen Schilling würde sich der oberösterreichische Büromöbelerzeuger Hali noch gut zwischen einige bekannte EDV-Hersteller plazieren. Die sowjetische Nachrichtenagentur Tass stattete ihre Büros weltweit mit Hali-Möbeln aus.

Pointierte Meinungen vertritt der Hali-Geschäftsleiter Winfried Ransmayr: "Am Arbeitsplatz ist der Horizont des Kopfes von Bedeutung, nicht die Sitzhöhe des Popos." Er findet, daß in den letzten Jahren der Begriff "human" leichtfertig auf die Bedeutung "ergonomisch" eingeschränkt wurde. Dabei sei das Büro mit Sicherheit eine der humansten Arbeitsstätten. Entschieden will sich Hali von übertriebenen Auswüchsen der Technisierung des Büroarbeitsplatzes distanzieren. Ransmayr spricht hier vom "Höhenverstellungswahn über Kabelschächten, so als ob es nur mehr eine Steckdose gäbe". Sobald grundsätzliche ergonomische und technische Anforderungen an den Arbeitsplatz berücksichtigt sind, stelle die selbständige Gestaltung der Arbeitsplatzumgebung eine wichtige soziale Leistung für den Angestellten dar.

Mit dieser Philosophie paßt sich Hali auch den österreichischen Gegebenheiten an. Hier ist ein Arbeitgeber selten gewillt, mehr als 15000 Schilling je Arbeitsplatz auszugeben. In der BRD liegt dieser Wert doppelt so hoch. Auch lassen sich in Osterreich die Behörden, die zusammen mit den Betrieben der Gemeinwirtschaft gleichzeitig größter Arbeitgeber sind, Zeit, gesetzliche Vorschriften zu erlassen. So ist das Fünffußdrehkreuz bei Bürostühlen weiterhin nicht Vorschrift. Ransmayr vermutet die Ursache darin, daß die meisten Substandardbüros im staatlichen Bereich zu finden sind.

Das österreichische Marktvolumen für Büromöbel beträgt rund eine Milliarde Schilling.