Der Herbst soll es richten

Palm verbreitet neue Zuversicht

06.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Der PDA-Pionier Palm hat mit seinen Prognosen für das Kalenderjahr die Investoren zuversichtlicher gestimmt. Offiziell geht es bald wieder aufwärts. Schlechter kann es auch kaum noch werden, denn das letzte Quartal verlief für die Company katastrophal.

Das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2001 (Ende: 1. Juni) war schlicht ein Desaster für den Handheld-Hersteller: Palm musste einen Nettoverlust von 392,1 Millionen Dollar oder 69 Cent pro Aktie ausweisen nach 12,4 Millionen Dollar oder zwei Cent Profit Gewinn im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Abzüglich Sonderposten wie Abschreibungen und Abfindungen verbleibt ein Nettoverlust von immer noch 89,2 Millionen Dollar oder 16 Cent pro Aktie. Im Vorjahresquartal hatte der Pro-forma-Gewinn 17,2 Millionen Dollar oder drei Cent je Anteilschein betragen.

Der Quartalsumsatz des PDA-Anbieters belief sich auf 165 Millionen Dollar und fiel damit zumindest geringfügig besser aus als in der letzten Gewinnwarnung mit 140 bis 160 Millionen Dollar befürchtet. Im Vorjahresquartal hatten die Einnahmen allerdings noch bei 350,2 Millionen Dollar gelegen. Nicht ganz so schlecht nimmt sich im Vergleich dazu das Jahresergebnis aus. Zumindest den Umsatz konnte Palm hier von 1,06 Milliarden Dollar im Vorjahr um 47 Prozent auf 1,56 Milliarden Dollar steigern. Aber auch über zwölf Monate hinweg fiel ein herber Fehlbetrag von 356,5 Millionen Dollar nach 45,9 Millionen Dollar Gewinn im Vorjahr an. Abzüglich außergewöhnlicher Belastungen beträgt der Jahresverlust 28,5 Millionen Dollar oder fünf Cent pro Aktie. Im Vorjahr verblieb hier unter dem Strich ein Gewinn von 58,4 Millionen Dollar oder elf Cent je Anteilschein.

Insgesamt verkaufte Palm im abgeschlossenen Geschäftsjahr 6,4 Millionen Handhelds. Eigenen Angaben zufolge verfügte das Unternehmen Anfang Juni über Reserven von 513,8 Millionen Dollar, weshalb auch die drohende Liquiditätskrise vom Tisch sei. Zusätzlich meldete die Firma eine neu eingeräumte Kreditlinie von 150 Millionen Dollar, die ein Konsortium unter Leitung der Wells-Fargo-Tochter Foothill Capital Partners bereitstellt und die noch nicht in Anspruch genommen wurde. "Für unsere Aktionäre und Mitarbeiter war das vergangene Quartal eine echte Herausforderung", so CEO Carl Yankowski in einer Presseerklärung, "aber zum Glück nicht für unsere Kunden." Im zweiten Quartal des laufenden Fiskaljahres wolle die Company zurück in die schwarzen Zahlen, kündigte Yankowski in New York an.

Erreichen möchte Palm den Umschwung mit einer taktischen Wende vom Privatnutzer hin zu den Enterprise-Accounts. Bislang zogen die PDAs über die Hintertür in die Unternehmens-DV ein, nun will die Firma auf direktem Weg angreifen. So predigte der Palm-Chef in seiner Keynote zur Messe Techxny (vormals PC Expo) das Paradigma eines "Mobile Pervasive Computing", das von drahtlosem Netzzugang und integrierten Gesamtlösungen mit mobilen Endgeräten bestimmt wird. Aus dem zur Verwaltung persönlicher Daten und Informationen genutzten PDA werde zunehmend ein PNA (Personal Network Assistant). Dieser diene in erster Linie zum Zugriff auf Daten und Informationen - im Gegensatz zum stationären PC, auf dem Inhalte erschaffen werden. "Unterschiedliche Arbeiten verlangen unterschiedliche Werkzeuge", ist sich Yankowski sicher.

Palms Finanzchefin Judy Bruner rechnet im laufenden ersten Quartal mit 200 bis 220 Millionen Dollar Umsatz sowie einem operativen Verlust von bis zu 80 Millionen Dollar. Im folgenden Dreimonatszeitraum sollen die Einnahmen dann auf 420 bis 440 Millionen Dollar steigen und unter dem Strich (abzüglich außergewöhnlicher Belastungen) einen Gewinn von fünf bis 20 Millionen Dollar ergeben. Für das dritte Quartal, das ins Jahr 2002 hineinreicht, erwartet Bruner allerdings bereits wieder einen - saisonal bedingten - Abschwung.