Pädagogen und Bildungsexperten diskutierten unter den Augen der Hersteller:Schulische DV dezentral und strukturiert

09.01.1981

NEUSS (CW) - Zum Thema "Computersysteme im Schulbetrieb: EDV-Konzepte - Schulbetriebliche Lösungen" fand am 20. und 21. November in Neuss die Jahrestagung der Arbeitsgruppe Bildungsverwaltung und Schulorganisation (BSO) innerhalb der Gesellschaft für Pädagogik und Information (gpi) e. V., Paderborn, statt. Diese Veranstaltung war in Zusammenarbeit mit dem Gesamtseminar für die Ausbildung und Fortbildung der Lehrer, Düsseldorf, der Akiu-Akademie für Informatik und Unterrichtstechnologie e. V., Neuss, und der Kaufmännischen Schule Neuss mit großzügiger Unterstützung der Stadt Neuss vorbereitet und durchgeführt worden.

Und die Zusammenarbeit erfahrener Organisatoren war auch vonnöten; denn zur großen Überraschung der Veranstalter kam eine Flut von über 600 Anmeldungen auf sie zu, so daß nur unter äußerster Anstrengung die tatsächliche Teilnehmerzahl dann bei etwa 450 gehalten werden konnte. Ein solches Interesse hatten die beiden Sprecher, Christoph Seidel und Ludgerus Sareyka, nicht erwartet.

Die Teilnehmer kamen aus allen Bundesländern, aus den europäischen Nachbarländern, aus den verschiedenen Schulformen, aus der Schulpraxis und aus der Bildungsadministration. Etwa zehn bedeutende Computerhersteller hatten ihre Anlagen zur Demonstration der präsentierten Programmpakete zur Verfügung gestellt und verfolgten das Geschehen aufmerksam.

Prinzip der Anwendungsnähe

In seinem Eingangsreferat wies gpi-Vorstandsmitglied Privatdozent Dr. Gerhard E. Ortner darauf hin, daß der ADV-Einsatz in der Schule (als Gesamtsystem), mit den Untergruppen

- Computer als Instrument der Unterrichtsplanung und -organisation, einschließlich Kursbildung, Differenzierung, Laufbahnkonstruktion etc.

- Computer als Instrument der schulinternen Verwaltungsorganisation mit Anschluß an übergeordnete Informationssysteme, die sich noch als am wenigsten problematisch erwiesen habe. Auch in Schulen billige man den derzeit angebotenen DV-Systemen die effektive Lösung von Informationsverarbeitungsproblemen und die wirksame Unterstützung von Planungs- und Organisationsaufgaben zu. Er sehe die Notwendigkeit der Entwicklung eines "Konzeptes strukturierter Dezentralisierung".

Ein für alle Einsatzbereiche, Einsatzorte und Einsatzkonfigurationen gleiches Strukturgitter ist zu entwikkeln; es sind also Datenerhebungs-, Datenverarbeitungs- und Datenspeicherorte nach dem "Prinzip der Anwendungsnähe" zu vereinbaren, und es sind strukturelle Vorgaben zu definieren, die sich auf Datenqualitäten, Datenquantitäten und Datenformate beschränken. Eine solche Struktur erlaubt die Dezentralisierung von Hardware genauso wie die von Bedienung und Benutzung.

Aus der Schulpraxis wurde eine Reihe komfortabler Schulverwaltungsprogrammpakete, wie beispielsweise das "Osteroder Schulmanagement System" oder das "Neusser Schulverwaltungs-Modell" präsentiert. Von einer großen Teilnehmerzahl wurde den Einsatzmöglichkeiten der Personal Computer starkes Interesse entgegengebracht. Vor allem Praktiker aus dem gymnasialen Bereich, die nicht mit solchen Beträgen umzugehen haben wie Berufsschulvertreter, versprechen sich von diesen Geräten Hilfe für Schulverwaltungsprobleme, wie sie beispielsweise in der gymnasialen Oberstufe anstehen.

Weitere Schwerpunkte der Tagung waren verschiedene Stundenplanprogramme, allerdings auf recht verschiedenem Niveau und infolgedessen mit unterschiedlichem Übertragungsgrad. Allein aus der Anzahl der Präsentationen ist auf einen starken Bedarf in diesem Bereich zu schließen.

Schließlich muß auch in den Referaten zur Textverarbeitung ein Schwerpunkt gesehen werden, ein Bereich, der bislang im Gebiet der Schulverwaltung erst spärlich Beachtung findet. In den Diskussionen immer wieder aufgegriffen, in einigen Referaten gestreift und schließlich von einem Experten in den Mittelpunkt seines Beitrages gerückt: die Frage nach dem Datenschutz.

Insgesamt war diese Tagung nicht nur ein quantitativer Erfolg, der sich an den Anmelde- und Teilnehmerzahlen ablesen ließ, sondern auch ein qualitativer, wenn man die Schwerpunkte und das Niveau der Beiträge betrachtet.