Widerspruch von Anwenderseite

Ovum-Analystin: IBMs TP-Monitor ist keine Middleware

25.04.1997

"Es besteht ein großer Unterschied zwischen Transaktionsmonitor und verteilter Transaktions-Middleware", argumentiert Rock-Evans. Die Hauptfunktionen des vom Mainframe kommenden CICS orientierten sich an nicht verteilten Umgebungen. Dort arbeite es hervorragend als Server-unterstützende Software, kaum aber als Middleware.

Klaus Amthor, Leiter Systemplanung bei Audi, widerspricht der Analystin: "Wir setzen CICS sehr wohl als Middleware ein. Dabei laufen Teile der Transaktionen auf MVS-Großrechnern, andere auf Unix-Systemen unter MVS oder AIX."

Rock-Evans räumt ein, daß CICS seit kurzem einige Funktionen für verteilte Transaktionen aufweise, in der aktuellen Version eigne sich das System aber am besten zur Unterstützung nicht verteilter Server-Software. Außerdem gehe es eher um die Marketing-technische Positionierung von CICS als Middleware. Diese komme einem "Verrat an dessen Herkunft" gleich, denn in klassischen Mainframe-Umgebungen bestehe kein Zweifel an der Vorrangstellung des IBM-Systems für Transaction Processing (TP) insbesondere bei großen und unternehmenskritischen Anwendungen.

Wenn die IBM nun um rascher Profite willen auf den Marketing-Zug für Middleware aufspringe, so schade das Unternehmen langfristig seinem bislang guten Ruf und seinen Middleware-Produkten, urteilt Ovum. Dazu zählen laut Hersteller neben CICS das Unix-Transaktionssystem "Encina", das asynchrone Messaging-Verfahren "MQ Series", die Object-Broker-Implementierung "DSOM", "DCE", das um einen Remote Procedure Call gruppierte Servicebündel für verteilte Umgebungen und die Datenbank-Connectivity-Software "Data Joiner".