Nach verheerendem Brand 2021

OVHcloud eröffnet neues Rechenzentrum in Straßburg

15.09.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Nachdem OVHcloud im März 2021 zwei Rechenzentren durch Feuer verlor, hat das Unternehmen nun am gleichen Standort ein neues Data Center eröffnet.
Teile der 2021 durch einen Großbrand zerstörten Rechenzentren von OVHcloud.
Teile der 2021 durch einen Großbrand zerstörten Rechenzentren von OVHcloud.
Foto: Hadrian - shutterstock.com

Mit SBG5 hat der europäische Cloud-Anbieter OVHcloud (OVH) ein neues Rechenzentrum in Straßburg eröffnet. Am gleichen Standort hatte das Unternehmen im März 2021 die beiden Rechenzentren SBG 1 und 2 durch einen Großbrand verloren. In der Folge waren die Webseiten und Dienste von tausenden Unternehmen vorübergehend nicht erreichbar.

Gravierende Sicherheitsmängel beim Brand 2021

In einer Brandanalyse warf die französische Feuerwehr dem Hoster schwere Sicherheitsmängel und konzeptionelle Probleme vor. So war wohl Wasser, das in einen Wechselrichter eindrang, der Auslöser für den Brand. Erschwerend kam anscheinend hinzu, dass es keine Feuerlöschanlage gab. Um genügend Löschwasser zu erhalten, musste damals eine Löschschiff eingesetzt werden. Zudem habe wohl eine zu späte Abschaltung der Stromversorgung sowie das Kühlkonzept die Ausbreitung des Feuers begünstigt. Ebenso habe die allgemeine Bauweise des Gebäudes dazu beigetragen, dass SBG1 als nicht wiederherstellbar galt und SBG2 zerstört wurde.

Neues Konzept: Hyper-Resilient

Layout des neuen OVH-Rechenzentrums SBG5, gebaut nach den Hyper-Resilienz-Prinzipien des Cloud-Anbieters.
Layout des neuen OVH-Rechenzentrums SBG5, gebaut nach den Hyper-Resilienz-Prinzipien des Cloud-Anbieters.
Foto: OVHcloud

Doch die Franzosen scheinen aus dem Brand gelernt zu haben: Sein neues Rechenzentrum bewirbt der Anbieter als hyper-resilient. Um diese Hyper-Resilienz zu erreichen, hat OVH komplett das Layout von SGB5 geändert. So verfügt das RZ über 19 isolierte Räume, die durch Mauerwerk in Segmente unterteilt sind und eine Feuerbeständigkeit von bis zu zwei Stunden aufweisen. Ferner wurden ein Gasfeuerlöschsystem sowie eine Rauchmeldeanlage eingebaut. Die siebenStrom- und die drei Batterieräume befinden sich nun außerhalb des Gebäudes, wobei die Batterien in feuerfesten Schiffscontainern untergebracht sind. Die beiden Räume, in denen die TK-Ausrüstung untergebracht ist, die SBG5 mit der Welt verbindet, befinden sich an den beiden Enden des Gebäudes - eine Konstruktion, die die beiden Zugangswege zur Einrichtung physisch trennt.

Nachhaltige Kühlung

Obwohl der Verdacht besteht, dass Wasser die Ursache des Brandes war, setzt OVH weiterhin auf die Wasserkühlung seiner Server. Das Unternehmen behauptet, dass SBG5 dadurch einen PUE-Wert (Power Usage Efficiency) von 1,1 bis 1,2 erreicht. Damit liegt OVH mit dem neuen Rechenzentrum laut eigenen Angaben 36 Prozent unter dem Branchendurchschnitt von 1,57 liegt. PUE-Werte, die näher bei 1,0 liegen, weisen auf hocheffiziente Rechenzentren hin, die nicht viel Energie für die Kühlung und andere betriebliche Aufgaben verbrauchen.

Backup-Rechenzentrum

Weil es 2021 nach dem Brand Probleme bei der Datenwiederherstellung gab, richtet OVHcloud noch ein neues Rechenzentrum für die Sicherung von Rohdaten (Snapshots) ein. Es soll einen relevanten Mindestabstand zum eigentlichen Rechenzentrum einhalten. Dieser Service wird zunächst für französische Kunden eingerichtet und soll auf das gesamte Portfolio anLösungen und Standorten ausgeweitet werden. Zusätzlich zu dieser Remote-Storage-Lösung werden eine Reihe von Diensten für Backup und Desaster Recovery offeriert, darunter etwa Veeam Enterprise für die Sicherung von strategischen Workloads (VMware, physische Windows/Linux-Server oder NAS) und Zerto für die Sicherung und Wiederherstellung von virtuellen Maschinen im Rahmen von Desaster-Recovery-Plänen auf Hosted-Private-Cloud-Infrastrukturen.