CW-Kolumne

Overhyped – na und?

05.03.2009

Ein Spielverderber ist er schon, der Norbert Walter. Grüne IT sei ein Widerspruch in sich, mahnte kürzlich der Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Letztendlich sei doch die ITK-Branche schuld daran, dass der Stromverbrauch in den Haushalten explodiere. Während die Hardwarepreise ständig sänken, steige der Energiebedarf im Privatumfeld sowie in den Rechenzentren ins Uferlose.

Walter tut sich leicht damit, Green IT als Marketing-Idee der großen Hersteller zu entlarven – denn damit hat er natürlich Recht. Trotzdem schadet er der Sache: An grüner IT führt angesichts der richtig bemerkten explosionsartigen Verbreitung von IT in allen Lebensbereichen nun mal kein Weg vorbei. Green IT ist nicht das Problem, sondern dessen Lösung.

Außerdem sollte Walter das Potenzial von IT als Instrument, mit dem sich in anderen Lebensbereichen der Energieaufwand eindämmen lässt, nicht unterschätzen. Unternehmen können mit intelligenter Gebäudetechnik, elektronisch optimierten Lieferketten oder auch Videokonferenzen, die Geschäftsreisen ersetzen, den Stromverbrauch konzernweit deutlich senken. Wenn sie dann noch energieeffizientes RZ-Equipment nutzen und die Möglichkeiten der Virtualisierung ausreizen, leisten sie einen wertvollen Umweltbeitrag (und sparen dazu noch einen Haufen Geld).

Einige IT-Hersteller haben das erkannt und agieren – auch wenn sie oft lärmend für sich werben – glaubwürdig. Anbieter wie Fujitsu-Siemens, IBM, Hewlett-Packard oder British Telecom folgen intern längst langfristigen und nachvollziehbaren Umweltstrategien. Sie haben ausgeklügelte Programme zur Kohlendioxid-Reduktion in Gang gebracht – und sie nehmen dabei ihre Kunden mit. Die Erfolge wurden diesen Anbietern erst kürzlich von Gartner und dem WWF attestiert.

Es kann nicht von Nachteil sein, wenn auch die anderen anfangen, energieeffizienter zu wirtschaften. Wir alle – inklusive Norbert Walter – sollten sie dazu drängen und sie keinesfalls aus der Pflicht nehmen.