Kolumne

Outsourcing - Vertrauenssache?

24.03.2005

Outsourcing ist Vertrauenssache" - diese nicht gerade branchenübliche Botschaft sendeten IT-Dienstleister insbesondere in den 90er Jahren aus, als der Markt jung und die Geschäftspartner unerfahren waren. Niemand wusste so recht, wie ein Vertragswerk aussehen musste, denn es gab kaum Beispiele für IT-Auslagerungen. Man konnte allenfalls ahnen, was passiert, wenn sich Kunde und Dienstleister trennen. Entsprechend übersichtlich waren die Verträge gehalten.

Die Lage hat sich geändert, heute regiert ein gesundes Misstrauen. "Die Aussicht auf eine potenzielle Trennung ist Grundvoraussetzung für den Beginn einer Partnerschaft", heißt es in unserem Schwerpunkt zum Thema "Anbieterwechsel im Outsourcing" (Seite 24). Die Vertragslaufzeiten sind kürzer geworden, die Outsourcing-Aufträge kleiner und die Ausstiegsklauseln zahlreich. Anwender möchten die volle Kontrolle haben und im Zweifel jederzeit den Stecker ziehen können. Von großen Wertschöpfungspartnerschaften spricht - außer vielleicht der Deutschen Bank - niemand mehr. Jetzt geht es im Wesentlichen um partielles Outsourcing. Das allerdings wird professioneller betrieben als je zuvor. Die Tische biegen sich unter den Vertragskonvoluten, Rechtsanwälte reiben sich die Hände.

Wer sich heute für Outsourcing entscheidet, sieht seinem Dienstleister genau auf die Finger. Zu Recht. Die Anbieterlandschaft ist starken Veränderungen unterworfen. EDS beispielsweise ist aufgrund eines problembehafteten Vertrags mit der US-Navy heftig ins Schlingern geraten. T-Systems leidet unter den Sparzwängen der Mutter Telekom und muss sich seinen Umsatz immer mehr aus dem externen Geschäft holen - auf wessen Kosten wohl? Hewlett-Packard verdaut noch die Itellium-Übernahme. Bei SBS ist die Zukunft unsicher: Hält der Siemens-Konzern am IT-Dienstleistungsgeschäft fest, oder steigt er aus?

Ohne Vertrauen funktioniert auch heute kein Outsourcing. Ohne einen guten Vertrag mit Ausstiegsklausel aber schon gar nicht.