Gastkommentar

Outsourcing schadet

07.08.1998

Jedesmal, wenn ich positive Schlagzeilen über das DV-Outsourcing lese, fällt mir spontan folgendes Zitat von Bruce Henderson ein: "Geht es um Strategie - schlag nach bei Darwin!"

Wie sich in der Natur kein Lebewesen durchgesetzt hat, das seine Informations- und Kommunikations-Systeme (IuK-Systeme) ausgelagert hat, wird es auch keine Unternehmen und keine Organisationen geben, die ihre IuK-Systeme von anderen gestalten oder betreiben lassen und dabei erfolgreich ihre Unabhängigkeit bewahren.

In der Natur sind Symbiosen nur im Bereich des Transportes von Informationen und in abgrenzbaren Teilprozessen der Logistikkette bekannt. Ebenso werden nur jene Unternehmen und Organisationen erfolgreich sein, die ihre Zusammenarbeit mit anderen auf analoge Teilprozesse beschränken.

Infolge eines DV-Outsourcings entstehen einem Unternehmen Nachteile wie Ausgaben für die Auswahl des Outsourcers, organisatorischer Overhead, Kommunikations- und Logistikkosten, Gewinn- und Risikozuschläge. Verloren geht die Flexibilität, das entscheidende Instrument zur Bildung von Informationsflüssen, Arbeitsgemeinschaften und Bündnissen. Diese Einbußen sind bei weitem höher zu bewerten als alle Vorteile, die ein Dienstleister, der schließlich auch nur mit Wasser kocht, bieten kann.

Die Gestaltung und der Betrieb von IuK-Systemen sind als unternehmerische Kernkompetenzen zu bewerten. Offenbar ist DV-Outsourcing oft das Ergebnis eines übersteigerten Aktionismus und zugleich einer mangelnden Risikobereitschaft und Kreativität. Die Auslagernden trauen sich nicht zu, die Zukunft zu gestalten.

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