Der Markt wächst langsam und stetig

Outsourcing: Reife statt Boom

25.03.2008
Von Dr. Thomas Reuner

Multi-Sourcing wider die Abhängigkeit

Wer die Entwicklung des Outsourcings ergründen möchte, muss sowohl die Segmente (etwa Infrastruktur, Applikationen oder BPO) als auch die Kundschaft (Großunternehmen, Mittelstand) differenziert betrachten. Prägend sind große Deals speziell im Bereich IT-Infrastruktur. Die Nachfrage orientiert sich jedoch immer stärker in Richtung der Multi-Sourcing-Abkommen, in denen der Betrieb einzelner Komponenten, wie etwa Netze oder Applikationen, unterschiedlichen Anbietern übertragen wird. Hintergrund dieser Tendenz ist das Bemühen der Anwender, die Abhängigkeit von Dienstleistern zu reduzieren und gleichzeitig möglichst spezialisierte Dienstleistungen für die jeweiligen Teilbereiche zu beziehen. Dieser Trend bringt aber gleichzeitig neue Herausforderungen für Unternehmen mit sich, da Erfahrungen mit neuen Aufgaben wie etwa dem Vendor-Management, also der Steuerung der Zusammenarbeit mit Dienstleistern, gesammelt werden müssen. Diese Aufgaben werden immer wichtiger, je stärker sich das Ziel des Outsourcings von der reinen Kostensenkung hin zur Transformation des IT-Betriebs verschiebt.

In der Bereitstellung der Dienstleistungen (Delivery) hat sich auch im deutschen Markt die globale Arbeitsteilung (Global Sourcing) längst etabliert. Für Kunden ist nicht mehr ersichtlich, in welchen Niederlassungen ihre Provider Dienstleistungen betreiben. Selbst wenn deutsche Anwender kulturelle Bedenken hegen, wesentliche Teile ihrer Infrastruktur in Niedriglohnländer zu verlegen, geben meistens die in Aussicht gestellten Einsparungen den Ausschlag. Dies zeigt sich auch daran, dass Offshore-Anbieter wie Tata Consultancy Services (TCS), Wipro oder Satyam immer öfter zum Zug kommen, auch wenn sie ihre Erfolge in Deutschland vornehmlich im Projektgeschäft und nur selten im Outsourcing erzielen.