Auftrage in Milliardenhöhe für den Präsidentschaftskandidaten

Outsourcing: Perot soll Europcar in ein neues IT-Zeitalter führen

22.05.1992

LONDON/BOULOGNE (IDG) - Ross Perot, Wirtschaftsmagnat und Anwärter auf das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten, schickt sieh an, den europäischen Markt zu erobern.

Mit seiner Company, der Perot Systems Corp., konnte sich der Senkrechtstarter in Frankreich und England Aufträge in den zukunftsträchtigen Bereichen Systemintegration und Facilities Management im Wert von insgesamt einer Milliarde Dollar sichern.

Einen der beiden Verträge schloß das Unternehmen mit der East Midland Electricity, einem von insgesamt zwölf britischen Elektrizitätswerken. Im Rahmen eines Zwölfjahresvertrages soll Perot Systeme für den britischen Konzern entwickeln, betreiben und an andere Gesellschaften vermarkten. Zu diesem Zweck übernimmt der amerikanische Serviceriese 230 DV-Mitarbeiter des neuen Kunden.

Dem Vertrag ging eine einjährige Studie voraus, die Perot Systems über die Anforderungen von East Midland im DV-Bereich erstellt hatte.

Ungefähr 500 Millionen Dollar ist der Auftrag wert, den Perot mit dem französischen Autoverleiher Europcar abschließen konnte.

Die Amerikaner erhielten den Auftrag, den europäischen Konzern von seiner antiquierten Batch-orientierten IBM-Datenverarbeitung zu erlösen, binnen zwei Jahren eine echtzeitorientierte verteilte DV-Umgebung zu installieren und dann auch weiterhin zu betreiben.

Analysten sehen in diesem Vertrag ein hohes Risiko für Perot; weil dessen Konzern in Europa noch keinerlei Erfahrungen mit IT-Services aufweisen kann. Erschwerend komme hinzu, daß der US-Geschäftsmann mit der Tellerwäscherkarriere den scheinbar sicheren Weg, eine Mainframe-Lösung mit Online-Transaktionsverarbeitung, verschmähte und sich statt dessen - angesichts der vielen verschiedenen Unix-Systeme in den Niederlassungen von Europcar - für eine durchgehende Lösung auf Basis dieses Betriebssystems entschied.

Robert Versadonck, IS-Direktor von Europcar, zeigte sich aber von den Lösungsvorschlägen der Perot-Manager überzeugt, nachdem er Reservierungssysteme gesehen hatte, die der US-Konzern für andere Kunden auf der Basis einer mächtigen 4GL entwickelt hatte. Perot erhielt den Zuschlag im Wettbewerb mit EDS, IBM, Cap Gemini und der Sema Group.

Der Serviceanbieter muß in zwei Jahren sämtliche Informationen vom 3090-Mainframe herunterladen und auf unterschiedliche Unix-Rechner in neun verschiedenen Ländern sowie ungefähr 1000 Niederlassungen verteilen. Perot entwickelt derzeit auf 4GL-Basis eine Software unter der Bezeichnung "Greenway", die auf einem zentralen Unix-Host laufen und unter anderem Reservierung, Fakturierung und Bestellung abdecken soll. Bisher hatte Europcar für diese Aufgaben drei verschiedene Programme, die alle auf dem IBM-Mainframe liefen. Bis August will das US-Unternehmen die Hardware- und Software-Auswahl erledigt haben.