Big Blue will Dienstleister-Image aufbauen

Outsourcing: IBM gründet eine US-Tochtergesellschaft

31.05.1991

NEW YORK (CW) - Um den Wachstumsmarkt Outsourcing besser in den Griff zu bekommen, hat die IBM Corp. eine Tochtergesellschaft gegründet, die Integrated Systems Solution Corp. mit Sitz in Tarrytown, New York (siehe CW Nr. 21, Seite 4). Marktforscher sehen darin den Versuch des Branchenriesen von Image der Hardware-Company wegzukommen und sich nach außen hin verstärkt als Dienstleister zu präsentieren.

Anwender hatten bisher nach Einschätzung des englischen Branchendienstes "Computergram" wenig Interesse daran, ihre Datenverarbeitung einem Unternehmen anzuvertrauen, das seinen Umsatz vor allem der Vermarktung von Hardware und Software verdankt; nicht zuletzt aus diesem Grund habe sich IBM zur Gründung eines reinen Dienstleistungs-Unternehmens entschlossen. Die neue Company die auf IBMs Systems Services Division basiert, soll zunächst 5000 Mitarbeiter beschäftigen.

"Vom Marketingstandpunkt her hilft diese Maßnahme der IBM, sich vom Image des Rechnerverkäufers zu distanzieren", betont auch Bob Djurdjevic vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Annex Research in einem Gespräch mit dem Wall Street Journal". Der Services-Markt sei bei IBM nicht länger ein Ad-hoc-Geschäft.

Angehörige des DV-Marktführers sehen in dieser Offensive eher den Versuch, sich von bestimmten gesetzlichen Auflagen im Services-Business zu befreien. Seit 1956 litt das Geschäft der IBM-Dienstleistungsabteilung an den Folgen einer relativ schwammig formulierten gesetzlichen Auflage der US-Regierung, nach der sich IBM bereit erklären mußte, das "Service-Büro-Geschäft" nur in einem sehr begrenzten Umfang zu fahren.

Offen war bei dieser Anti-Trust-Bestimmung stets die Frage, ob und inwieweit das Geschäft mit der DV-Auslagerung durch den Unterlassungsvertrag von 1956 tangiert ist. Die dort formulierten Auflagen jedenfalls, so verlautet aus IBM-Kreisen, hätten dazu beigetragen, daß sich einige Kunden der IBM nicht vollständig anvertraut und statt dessen - zum Schutz bestimmter unternehmenskritischer Informationen - andere Dienstleister bevorzugt hätten.

Mit der Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft, so die IBM-Verantwortlichen, sei das juristische Problem - IBM durfte laut "Computergram" die Service-Leistungen nicht unter dem IBM-Logo ausüben - aus dem Weg geräumt. Mit Outsourcing-Aufträgen von verschiedenen Banken, darunter der Riggs National Bank in Washington, sowie von Eastman Kodak hatte sich IBM in den letzten Jahren de facto bereits zu einem der wichtigsten Service-Unternehmen gemausert.