"Outsourcing gilt heute als modern"

01.10.2003
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der deutsche Outsourcing-Markt wächst, und der größte deutsche IT-Dienstleister T-Systems profitiert offenbar davon. Mit Kamyar Niroumand, Leiter des Geschäftsbereichs Service Line Computing & Desktop Services bei der T-Systems International GmbH, Frankfurt am Main, sprach CW-Redakteur Joachim Hackmann .

CW: Kürzlich hat T-Systems offiziell bestätigt, dass derzeit 15 Großverträge verhandelt werden, jeweils mit einem Volumen im dreistelligen Millionenbereich. Können Sie dazu nähere Angaben machen? NIROUMAND: Nein, das ist ein spannendes Thema, und wir wollen die Spanung erhalten. Vier der genannten 15 Projekte sind bereits bekannt, dabei handelt es sich um Outsourcing-Verträge mit Daimler-Chrysler, Airbus, der West LB und den kürzlich veröffentlichten Deal mit Vorwerk.

Vorwerk ist ein typisches Beispiel für die deutsche Outsourcing-Landschaft: Denn ebenso wie das Gros der hiesigen Unternehmen hat sich in der Vergangenheit auch Vorwerk gegen das Outsourcing entschieden und stattdessen seine IT-Abteilung in eine GmbH ausgegründet. Diese Tochter namens Zeda werden wir nun im Rahmen des Outsourcing-Abkommens übernehmen, und ich glaube, es werden sich weitere derartige Möglichkeiten ergeben. Auch unter den angesprochenen 15 Großprojekten gibt es einige Ausgründungen.

CW: Das bekannteste aktuellste Beispiel ist Triaton. Haben Sie Interesse an einer Übernahme? NIROUMAND: Ja, der Thyssenkrupp-Konzern hat die Ausschreibung bereits gestartet. Wir werden sie uns genau anschauen.

CW: Warum zieht der Outsourcing-Markt in Deutschland nun an? Was hat sich geändert? NIROUMAND: Das Vertrauen in die Provider ist gewachsen, die Ängste schwinden, und gleichzeitig steigt der Kostendruck. Zugleich gibt es sehr viele neue CIOs, die dieses Thema beherrschen und besser verstehen und ihre Funktion neu definieren. Es ist modern, outzusourcen.

CW: Anbieter und Analysten reden derzeit gerne über das Business Process Outsourcing. Werden derartige Dienste hier überhaupt nachgefragt? Die meisten Neuabschlüssen sind doch wohl Infrastrukturprojekte. NIROUMAND: Die Unternehmen beginnen typischerweise mit dem Infrastrukturbereich, weil der sich leicht auslagern lässt. Doch selbst hier haben sich die Anforderungen bereits stark geändert, die Kunden wollen mehr Flexibilität.

Wir betreiben aber auch schon Geschäftsprozesse für Kunden, etwa Personalabteilung und Rechnungswesen. Außerdem reichen mittlerweile selbst Desktop-Management-Projekte tief in die Geschäftsprozesse hinein. Dort ist die größte Herausforderung, die Anforderungen der Fachbereiche an einen PC-Arbeitsplatz zu definieren, also zu klären, welche Applikationen ein Finanzbuchhalter benötigt, welche Sicherheitsanforderungen erforderlich sind und wie groß die Speicherkapazität sein sollte. Wir haben in diesem Bereich viel Erfahrung im Rahmen eines drei Jahre andauernden Projekts mit der Deutschen Telekom gesammelt. Zum Projektstart gab es mehr als 1000 unterschiedliche PC-Konfigurationen, heute sind im Web-Katalog nur noch 63 Produkte gelistet, etwa für die Buchhaltung oder für VIPs.

CW: Standardisierte Arbeitsplätze erleichtern den Provider-Wechsel. Sie machen sich austauschbar. NIROUMAND: Ja, wenn sie es einem anderen Dienstleister zutrauen, die gleichen Services zu erbringen. Hinter dem Desktop-Arbeitsplatz stehen 15 verschiedene Services wie Sicherheit, Hardwarebeschaffung, Logistik, Abrechnung, Helpdesk usw. Es ist auch viel Prozess-Know-how erforderlich, um die eigenen Abläufe zu organisieren und die Arbeitsplatzrechner des Kunden definieren zu können. In diesem Bereich haben wir durch das Telekom-Projekt ein weltweit einmaliges Wissen.