Kolumne

"Outsourcing: Geschäft ohne Emotionen"

25.10.1996

Als zu Beginn der 90er Jahre unter dem Begriff Outsourcing die teilweise oder komplette Auslagerung der unternehmensinternen Datenverarbeitung in Mode kam, schlugen in Kreisen des IT-Managements die Wogen der Entrüstung hoch. Hatte man den DV-Betrieb etwa nicht so modern und effektiv gestaltet, wie es nach gängiger (IBM-)Meinung richtig war? Bekam der Anwender nicht stets die Daten und Informationen, die er für sein Daily Business benötigte?

Jahrelang war man sich darüber einig gewesen, daß die Informationsverarbeitung ein unantastbares strategisches Gut sei und unbedingt in eigener Regie betrieben werden müsse. In manchen Firmen hatte sich der IT-Chef ein kleines Imperium aufgebaut. Unersetzlich, wie er war, fand er mitunter sogar Zutritt in die höchsten Vorstandskreise.

Doch irgendwann spielten die Geschäftsleitungen nicht mehr mit. Sie erkannten, daß die von Anwendungsstau und Herstellerhörigkeit geprägte Host-Datenverarbeitung der 70er und 80er Jahre nicht die erhofften strategischen Vorteile brachte, statt dessen jedoch an ihrer Selbstverwaltung zu ersticken drohte. Je größer der Verdruß wurde, desto willkommener war die Alternative des Outsourcing, die sich erstmals bot. IT-Manager, die - von Sachzwängen gefesselt - Termine nicht einhielten, Kostenpläne verwarfen und Anwenderwünsche vernachlässigten, wurden teilweise mit Genuß abserviert.

Inzwischen ist diese emotionale Komponente gewichen und Outsourcing bis zu einem gewissen Grad zur Selbstverständlichkeit geworden. Einer Untersuchung von CSC-Ploenzke zufolge - zugegeben kein uneigennütziger Beobachter dieses Marktes - sind derzeit drei Viertel von 171 befragten europäischen Unternehmen dabei, Teile ihrer IT-Aktivitäten auszulagern.

In der Regel wird hier Ballast abgeworfen. Man trennt sich von Aufgaben, die andere besser und billiger machen, weil es ihr Kerngeschäft ist. Die IT-Abteilungen in den Unternehmen werden deshalb keineswegs überflüssig, man befreit sie lediglich von unproduktiven Aufgaben. So entlastet können sie nun dazu beitragen, eine perfekte, kundenorientierte Organisation aufzubauen - eine absolut strategische Aufgabe.