Outsourcing: Europa legt zu

14.01.2005
Vor allem die Zuwächse im BPO-Geschäft machen sich bemerkbar.

Trotz der anhaltenden Diskussion über ein Ende der so genannten Mega-Deals war auch das vergangene Jahr von umfangreichen Outsourcing-Vorhaben geprägt. Mit 19 weltweiten Verträgen über eine Milliarde Dollar oder mehr ist die Zahl der Mega-Deals gegenüber 2003 zwar gleich geblieben. Dem Beratungsunternehmen Technology Partners International (TPI) zufolge stieg ihr Gesamtwert oder Total Contract Value (TCV) jedoch auf 57,6 Milliarden Dollar und damit auf den höchsten Wert der letzten fünf Jahre.

Dazu trug unter anderem das zunehmende BPO-Geschäft (Business Process Outsourcing) bei: Laut TPI entfiel 2004 fast ein Drittel des Volumens der weltweiten Mega-Deals auf BPO-Vorhaben. Ingesamt vermehrte sich der BPO-Anteil von 23 Prozent im Jahr 2003 auf 26 Prozent im vergangenen Jahr. Hohe Zuwächse verzeichnete vor allem der Bereich Human-Resources-Outsourcing (HRO).

Einen positiven Einfluss hatte zudem das wachsende Outsourcing-Geschäft in Europa, wo sowohl die Zahl der Mega-Deals als auch der BPO-Verträge zulegte. Dadurch stieg der Wert der Auslagerungs-Deals mit einem Mindestwert von 50 Millionen Euro um 20 Prozent - von 23,5 Milliarden Euro im Jahr 2003 auf 28,2 Milliarden Euro 2004. Insgesamt wurden in Europa 102 solche Verträge geschlossen, ein Jahr zuvor waren es noch 91. Vor allem Deutschland konnte in den letzten Jahren stark aufholen: Der deutsche Anteil am weltweiten Outsourcing-Markt kletterte von weniger als einem Prozent im Jahr 2001 auf 12,5 Prozent 2004.

Die großen Sechs verlieren

Das Gesamtvolumen aller weltweit unterschriebenen Verträge stieg allerdings nur leicht von 71,2 Milliarden auf 72 Milliarden Dollar. 2003 wurden Aufträge im Wert von 71,2 Milliarden Dollar abgeschlossen, im Jahr 2002 waren es 71,6 Milliarden Dollar. Hauptgrund hierfür sind laut TPI die schwindenden Einnahmen der US-amerikanischen Dienstleister. Sowohl im IT-Outsourcing- als auch im BPO-Geschäft haben die sechs größten Outsourcing-Anbieter unter einer wachsenden Konkurrenz von kleineren, vor allem europäischen Providern zu leiden. Bei Deals mit einem Volumen von 50 Millionen Dollar oder mehr ging der Marktanteil der "Big Six" zwischen 2003 und 2004 von 71 auf 44 Prozent zurück. Vor allem CSC, EDS und IBM haben laut TPI im vergangenen Jahr "substanzielle" Marktanteile verloren. Aber auch Accenture und HP mussten Federn lassen. Lediglich der Sechste im Bunde, Affiliated Computer Services (ACS), konnte seinen Anteil am weltweiten Outsourcing-Markt ausbauen.

BPO-Geschäft in Europa wächst

Die rückläufigen Marktanteile der US-Anbieter führt TPI in erster Linie auf die wachsende Bedeutung des BPO-Geschäfts in Europa zurück. Rund ein Drittel des Gesamtvolumens der 2004 in Europa abgeschlossenem Deals waren BPO-Aufträge. Laut TPI sind europäische Firmen erfolgreicher darin, die Anforderungen der Kunden beim Auslagern von Geschäftsprozessen zu erkennen und ihnen entsprechende Dienste im Personal- und Finanzwesen sowie bei der Kundenbetreuung zu offerieren. Vor allem Capgemini, T-Systems, Siemens Business Services (SBS) und Xchanging konnten laut TPI im BPO-Segment Anteile hinzugewinnen.

Nach wie vor am stärksten werden Outsourcing-Services von den Finanzdienstleistern in Anspruch genommen: Laut TPI-Index entfielen im vergangenen Jahr 33 Prozent der weltweit geschlossenen Verträge beziehungsweise 26 Prozent des TCV auf dieses Branche. (sp)