Outsourcing erfordert viel Disziplin

10.11.2005
Viele Anwender gehen von falschen Voraussetzungen aus.

Je mehr sich Outsourcing zu einem integrierten Bestandteil der Unternehmensstrategie wandelt, desto weniger Gedanken werden darauf verwendet. Das haben die Analysten von Gartner beobachtet. Überstürzte Auslagerungsaktivitäten können jedoch fatale Folgen haben: "Unausgegorene Sourcing-Praktiken führen zu einer zwanghaften, oft chaotischen Auslagerung, die zum Teil mehr Probleme schafft als löst", erklärt Linda Cohen, Vice President bei Gartner.

Häufige Fehler beim Auslagern

• Die Sourcing-Entscheidung wird unabhängig von der Unternehmensstrategie getroffen.

• Die Beziehungen zu den einzelnen Anbietern werden als getrennte Einheiten behandelt.

• Die Anwender verlangen auf sie zugeschnittene Services zu möglichst niedrigen Preisen. Economies of Scale lassen sich jedoch nur bei standardisierten Leistungen nutzen.

• Es gibt kein Budget und Konzept für die Verwaltung der externen Provider.

• Die Anwender behandeln den Service-Provider in den Vertragsverhandlungen wie einen Gegner, anstatt ein für beide Seiten gutes Verhältnis anzustreben.

• Es geht nur um den günstigsten Preis. Für einen langfristigen Erfolg sind Kompetenzen und Unternehmenskultur des Partners jedoch wichtiger.

• Mit der Vertragsunterzeichnung ist das Thema für den Kunden oft erledigt. Um nachträglich etwas ändern zu können, müssen die Partnerbeziehungen aber ständig weiterentwickelt werden.

• Viele Anwender managen komplexe Sourcing-Umgebungen, obwohl sie keinerlei Erfahrung damit haben.

Häufig werde den Anwendern zu spät bewusst, dass die Verwaltung von externen Providern komplett andere Kompetenzen voraussetze als die Erbringung dieser Leistungen im Eigenbetrieb. Der Outsourcing-Praxis liege eine ganze Reihe falscher Annahmen zugrunde, die ihren Erfolg behinderten (siehe Kasten: "Häufige Fehler beim Outsourcing").

Um mehr Disziplin beim Auslagern zu erreichen, empfehlen die Gartner-Analysten den so genannten Multisourcing-Ansatz. Gemeint ist eine konsequente Steuerung der Servicebeziehungen, die nicht nur auf Kostensenkung abzielt, sondern auch Aspekte wie globale Expansion, verbesserte Profitabilität sowie Wettbewerbsvorteile im Blick hat. Eine entscheidende Voraussetzung dafür sei das Bewusstsein, dass die Leistungen der externen und internen Service-Provider direkt mit dem Geschäft zusammenhängen. Zudem müssten die Anwender eine ganzheitliche, Service-übergreifende Sourcing-Strategie verfolgen und ihre Beziehungen zu den verschiedenen Partnern in Form eines Netzwerks organisieren, raten die Experten. (sp)