Kosteneinsparung ist wichtigstes Argument

Outsourcing dient oftmals zum Abbau von DV-Personal

23.10.1992

GIESSEN (CW) - Wer die DV auslagert, will in erster Linie seine Kosten senken - und zwar primär im Personalbereich. Zu diesem unpopulären Ergebnis kommt das Marktforschungsunternehmen Input, Langgöns bei Gießen. Bisher hatten Anbieter wie Kunden den engen Zusammenhang zwischen Outsourcing und Personalabbau hartnäckig bestritten.

Auch bei der Anschaffung von Hardware- und Softwareprodukten wollen die Unternehmen laut Input vor allem sparen.

Als weitere Argumente für die Auslagerung nennen die Marktforscher die Möglichkeit, mit der Kostensenkung den jährlichen Cash-flow zu erhöhen. Außerdem könne so ein höheres Maß an Datensicherheit gewährleistet werden.

Input empfiehlt den Unternehmen, eine Analyse ihres eigenen DV-Potentials durchzuführen und dessen Schwächen offenzulegen.

Oft reiche schon eine Teilauslagerung, um Defizite abzubauen. Die Marktforscher schlagen unter anderem vor, das aktuelle Informationsverarbeitungs-Volumen zu ermitteln, indem die Anzahl der Transaktionen und die Benutzungszeiten gemessen werden. Auch über zu erwartende Kapazitätserweiterungen oder -senkungen, den Zustand der vorhandenen Hardware und Software, die Ansprüche an Kommunikationssysteme und den Personaleinsatz im eigenen DV-Bereich sollte sich der Kunde Klarheit verschaffen.

Bei der Vertragsgestaltung kommt es nach Einschätzung der Analysten vor allem auf die Definition des Leistungsvolumens an. Katastrophenschutz müsse ebenso berücksichtigt werden wie Klauseln über Hardwareausrüstung, Softwarewartung und künftige Entwicklungsvorhaben. Die Anbieter seien hier keineswegs automatisch dazu verpflichtet, ihre Kunden stets mit dem "Neuesten vom Neuen" zu versorgen. Zu oft würden außerdem Vereinbarungen über die Übernahme von Gerätewartungs-Verträgen und über die Eigentumsrechte an Softwarelizenzen vergessen.

Vertraglich festzulegen ist laut Input ebenfalls, wie zugesicherte aber in der Praxis nicht erbrachte Leistungen zu bewerten sind. Anbieter können mit Geldstrafen oder Preisabschlägen "bestraft" werden - im Extremfall sogar mit einer Vertragskündigung. Ebenfalls sollte abgesichert werden, was geschieht, wenn Kunde oder Dienstleister in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken. In der Regel fahren solche Unternehmen nicht schlecht, an denen sich der Outsourcing-Anbieter - wie bei längerfristigen Vertragsabschlüssen üblich - kapitalmäßig beteiligt.

Obwohl die Vertragsbedingungen bis ins Detail auszuhandeln sind, ist laut Input eine vertrauliche Geschäftsbeziehung zwischen Anbieter und Kunden von größter Bedeutung. Diese Beziehung gehe in der Regel so weit, daß der Anbieter auch in vertrauliche Geschäftsvorgänge eingeweiht sei. Sollen die Informationssysteme des Kunden strategisch geplant und entwickelt werden, so benötigt er einen optimalen Informationsstand.