Dienstleistung für den Konstruktionsbereich

Outsourcer besorgen neuesten CAD-Techniken zum Festpreis

31.05.1991

Vor allem die Zulieferindustrie leidet unter den immer kürzeren Entwicklungszyklen. Wer nicht die vom Auftraggeber geforderte CAD-Technik vorhalten kann, muß sich nach einem neuen Kunden umsehen. Doch die Einführung neuer Techniken ist mit schwer zu kalkulierenden Kosten verbunden. Einige Unternehmen haben sich daher entschlossen, dieses Risiko auf einen CAD-Dienstleister abzuwälzen.

Computer Aided Design (CAD) ist eine strategische Investition - zum einen, weil alle großen Auftraggeber, allen voran die Automobilindustrie, von ihren Zulieferern und Konstruktionspartnern nicht Zeichnungen, sondern kompatible Datenformate erwartet. Zum anderen ermöglicht die Verwendung der CAD-Lösung dem Konstrukteur schnelleres, präziseres und effizienteres Arbeiten.

Kein Wunder also, daß fast drei Viertel aller Industrieunternehmen nach Angaben des Bochumer Instituts für angewandte Innovationsforschung bereits Erfahrungen mit CAD gesammelt haben. CAD ist aber auch ein Kostenfaktor. Die Marktforscher von Diebold schätzen, daß sich die Kosten einer Konstruktionsstunde am CAD-System gegenüber der Arbeit am Zeichenbrett um den Faktor 1,7 erhöhen. Potentielle Anwender stecken deshalb im Dilemma zwischen faktischem Zwang, erholter Produktivität und hohem Investitionsrisiko. Auf der Suche nach wirtschaftlichen Ansätzen stoßen sie auf eine neue Dienstleistung: CAD-Outsourcing.

Langfristig notwendige strategische Komponente

Die erste Welle der CAD-Euphorie hat sich inzwischen gelegt. Längst sehen innovative Unternehmen im computergestützte Konstruieren nicht mehr das kurzfristig wirksame Instrument für Rationalisierung, sondern eine langfristig notwendige strategische Komponente.

Wer CAD nur einführt, um Kosten zu senken, ist bald enttäuscht. Der Grund liegt in relativ hohen Investitionen für Hard- und Software, für Wartung und Schulung. Zweifellos erstellt der Konstrukteur am Computer seine Zeichnungen schneller, präziser sowie effizienter als am Zeichenbrett und erhöht seine Produktivität vor allem bei der Variantenkonstruktion oder im Änderungsdienst. Dieser qualitativ meßbare Nutzen relativiert durchaus den eingangs erwähnten

Kostenmalus. Weitreichendere qualitative Effekte liegen jedoch in anderen Kategorien:

- CAD ist ein wesentlicher Schritt in Richtung computerintegrierte Fertigung (CIM). Die durchgängige Datenbasis von der Konstruktion bis zur CNCgesteuerten Werkzeugmaschine verbessert Produktqualität und verringert Durchlaufzeiten.

- CAD ist ein Qualifikationskriterium für viele Auftraggeber. Gewöhnt an die Präzision und Schnelligkeit von CAD, schreiben große Hersteller externen Konstruktionsbüros und Zulieferbetrieben oft den Computereinsatz vor.

- CAD intensiviert die Kunden-Lieferanten-Beziehung und beschleunigt den Informationsaustausch, weil der Auftraggeber Geometriedaten bereits auf dem Datenträger übermitteln kann.

In der Summe dieser Nutzenkategorien verkürzen sich die Entwicklungszeiten ganz erheblich.

Wie Untersuchungen zeigen, ist dies ein wesentlicher Faktor für einen positiven Deckungsbeitrag im Lebenszyklus eines Produktes. Damit ist CAD ein strategisches Instrument für den erfolgreichen Wettbewerb.

Nicht die rasche Amortisation, sondern der langfristige Unternehmenserfolg bestimmen den Einsatz.

Dennoch klafft im entscheidungsrelevanten Dreiklang von externem Zwang, erforderlicher Produktivität und erreichbarem Nutzen hinsichtlich einer CADLösung eine doppelte Argumentationslücke.

Es stellt sich einerseits die Frage, für welches System sich der Anwender entscheiden soll, andererseits das Problem, wie ein mittelständisches Unternehmen mit der rasch fortschreitenden Entwicklung Schritt halten kann. Schließlich ist jedes CADSystem nur so gut, wie es geschulte Mitarbeiter einsetzen.

Hier bietet ein CAD/CAMService neue Perspektiven in der Informationsverarbeitung, insbesondere für mittelständische Kunden. Outsourcing heißt das Stichwort für diese Lösung. Gemeint ist damit die Verlagerung von Betrieb und Steuerung der C-Technologien an externe Dienstleister.

Das mögliche Leistungsspektrum reicht hier von der

Ist-Analyse über Design und Entwicklung neuer CIM-Komponenten bis hin zur Implementierung von bewährten CAD/CAM-Applikationen:

- Ist-Analyse der Organisations- und Datenstruktur,

- Anforderungsdefinition,

- Konzeption der Lösung,

- Schnittstellendefinition für reibungslosen Datenaustausch,

- Bereitstellung von Rechnerleistung und Softwarelizenzen,

- Schulung von Mitarbeitern und Management,

- Anwenderunterstützung im laufenden Betrieb sowie

- permanente Betreuung und Weiterentwicklung der Konzeption.

Die Kunden sparen durch dieses Konzept die Investitionskosten für eine eigene CAD-Anlage. Zudem ist der Anwender flexibel und kann bei entsprechenden Anforderungen aus seinem Kundenkreis unterschiedliche CAD-Softwarestandards bedarfsorientiert abrufen. Er bezahlt nur die in Anspruch genommene Leistung.

Ein weiteres Angebot können CAD-Service-Rechenzentren darstellen, mit dem die Anwender via Datenfernübertragung kommunizieren. Leistungsfähige Anbieter halten jedes gewünschte CAD-System auf modernster Hardwarebasis vor der Kunde bezahlt jedoch nur anteilig die tatsächlich abgerufene Leistung.

Externe Unterstützung hat einige Vorteile:

- Kompetentes Fachpersonal in Beratung und Service: In der Regel verfügen externe Berater nicht nur über profundes CAD-Know-how, sondern haben eigene Erfahrungen in der Konstruktionspraxis gesammelt.

- Schnelle Verfügbarkeit neuester Technologien: Weil kein Teilnehmer am CAD-Service eigene Computerinvestitionen vorhält, übernimmt der Externe diesen Part. Hilfreich sind internationale Beziehungen und eine vollständige Marktübersicht. So stehen immer neueste Technologien zur Verfügung. Grundsätzlich wird vor dem Kundeneinsatz deren Praxisreife umfassend beim Service-Anbieter ausgetestet.

- Flexibilität bei Hard- und Software: Die Service-Rechenzentren sind mit leistungsfähigen Computersystemen ausgestattet, die allen Teilnehmern im Rahmen der Service-Vereinbarungen uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Wichtig dabei ist, daß ein Servicepartner absolut Hard- und Software-unabhängig ohne Herstellerbindung arbeitet. Neben heute gefragten CAD-Lösungen wie Catia, CGS, Cadam oder Unigraphics sollte er auf Wunsch jede gewünschte Software anbieten können.

- Training und Beratung: Notwendige Schulungsmaßnahmen werden oft in ihrer Bedeutung unterschätzt. Neben der Basisausbildung der Mitarbeiter ist ein Training-on-the-job erforderlich. Mit Unterstützung der Trainer vertiefen die Konstrukteure ihr Wissen und leiten eine auf die spezielle Aufgabe maßgeschneiderte Arbeitstechnik ab.

- Bedarfsgerechte Installation: Neben klassischen Remote-Terminalverbindungen zum Service-Rechenzentrum sollte der Dienstleister auch eine Workstation-Variante mit lokalem Netzwerkverbund anbieten.

- Wirtschaftlichkeit: Kosten fallen immer dann an, wenn ein vorhandenes Computersystem seine Kapazitätsgrenzen erreicht hat. CAD-Outsourcing paßt sich stufenlos an. Für den Kunden bedeutet dies: Keine eigenen Investitonen und immer die passende Lösung. Er definiert einfach seinen Bedarf und bekommt die Leistung kurzfristig zur Verfügung gestellt - im vereinbarten Rahmen und zum vorher festgelegten Antwortzeitverhalten.

- Kalkulierbare Fixkosten durch Festpreisverträge: Jeder Outsourcing-Kunde bezahlt nur den tatsächlich erforderlichen Leistungsabruf. Ohne eigene Einstiegsinvestitionen ist so langfristig der finanzielle Aufwand planbar.

Diese Vorgehensweise mit dem externen Partner macht den CAD-Einsatz zur planbaren Größe und vermeidet die häufig im Markt auftretende Investitionsunsicherheit.

Damit der Weg in die CIMorientierte Fabrik von morgen nicht in einer Sackgasse endet, sollten die Externen in ihrem Konzept nachgelagerte und begleitende Funktionen berücksichtigen.

Schließlich ergeben sich im Zusammenspiel zwischen CAD, CAM und CAE sowie durch die Koppelung an PPS-Systeme zur Produktionsplanung und -steuerung weitreichende Synergie-Effekte.