Web

"Projekt Lhotse"

Otto baut neue Shopsoftware ganz agil selbst

03.07.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
In den vergangenen 13 Jahren hat der Hamburger Handelskonzern Otto für seinen Onlineshop eine Standardsoftware genutzt. Seit Ende 2011 wird eine neue E-Commerce-Plattform inhouse entwickelt.

Mit "Projekt Lhotse" will Otto neue Funktionen für Kunden künftig schneller und flexibler umsetzen und noch personalisierter aussteuern können. Rund 100 Mitarbeiter in sieben Teams arbeiten einer Mitteilung zufolge (PDF-Link) an der neuen Plattform. Dabei setzt Otto mit Arbeitsmethoden wie Scrum und Continuous Delivery auf eine agile Entwicklung, bei der Experten aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten und in kurzen Zyklen ("Sprints") funktionsfähige Software entwickeln und live stellen.

Ein übergreifendes Anforderungs-Management, das sogenannte Requirement Board, soll dabei sicherstellen, dass Anforderungen aus anderen Abteilungen wie Category Management oder Kundenservice ihren Weg in die neue Software finden. "Wir haben unsere E-Commerce-Plattform in unterschiedliche Teile aufgeteilt, so dass wir diese ganzheitlich - von der Oberfläche bis hin zu den Datenbanken - und unabhängig voneinander entwickeln können", erläutert Thomas Schnieders, Director E-Commerce, Innovation & Plattform bei Otto.

Man habe schnell festgestellt, dass die Technik-Anforderungen beherrschbar seien, so Schnieders weiter. Die Aufstellung des Teams, die Einführung neuer Arbeitsverfahren und Prozesse sowie die Kapitalisierung des Technologiepotenzials hätten bei "Projekt Lhotse" die eigentlichen Herausforderungen dargestellt. Gemäß der agilen Vorgehensweise würden nun Kernfunktionen zuerst entwickelt. Je nachdem, wie diese bei den Kunden ankommen, lassen sich Ausbaustufen mit Ideengebern aus verschiedenen Stellen im Unternehmen frühzeitig ausarbeiten und umsetzen.

Intern kaufen Otto-Mitarbeiter bereits seit Ende 2012 über die neue Plattform ein und helfen bei der Verbesserung des Systems. Im Februar dieses Jahres begann dann ein Alpha-Test mit ausgewählten externen Kunden, deren Zahl mit Beginn der Beta-Phase im Mai 2013 noch einmal erweitert wurde. "Allen Kunden werden wir das neue otto.de im Herbst 2013 zur Verfügung stellen", sagt Schnieders zur Planung des Live-Gangs. "Bis dahin werden wir mit einer kleinen Anzahl ausgewählter Testkunden unseren neuen Shop auf Herz und Nieren prüfen."

Bei der Technik für "Projekt Lhotse" macht Otto ausgiebig Gebrauch von Open Source und nutzt für die neue E-Commerce-Plattform beispielsweise Java, die Datenbank "MongoDB" und den Web-Beschleuniger "Varnish". Besonders stolz sei man, so Schnieders, dass man im Zuge der eigenen Entwicklungsarbeit einige Werkzeuge in die Open-Source-Community habe zurückgeben können.

Mehr Informationen zu "Projekt Lhotse" mit unter anderem Stimmen verschiedener beteiligter Mitarbeiter finden Interessierte in einem PDF auf der Otto-Webseite.