Othmer (Baan Deutschland): „Wir gelten immer noch als ERP-Anbieter“

08.10.2002
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Invensys hat sich viel Zeit gelassen, Baan in die anderen Softwarelösungen des Konzerns einzupassen. Nun will Ralf Othmer, seit Mai Geschäftsführer Baan Deutschland GmbH, das Geschäft in Schwung bringen. Mit dem Baan-Manager unterhielt sich CW-Redakteur Martin Ottomeier .

CW: Um die Übernahme von Brain kursieren viele Gerüchte. Ist auch Baan oder Invensys an einem Kauf interessiert? OTHMER: Nein, wir bieten nicht um Brain. Meiner Meinung nach wird sich aus dem Kreis der ERP-Anbieter kein Käufer für Brain finden. Jeder hat seine eigene Software, und niemand wird Interesse daran haben, zusätzlich die Programme von Brain weiterzuentwickeln. Allerdings bieten wir den Brain-Kunden Migrations-Tools und Ablösestrategien an.

CW: Adressieren Sie mit Ihrem Migrationsangebot bestimmte Segmente? OTHMER: Wir fokussieren uns auf die Fertigungsindustrie mit vier Kernbereichen: Maschinen- und Anlagenbau, Elektronik, Automotive sowie Luft- und Raumfahrttechnik. Diese Entscheidung haben wir nach der Übernahme Baans durch Invensys getroffen, und daran halten wir fest.

CW: Um Baan gibt es anhaltende Spekulationen, dass Invensys seine Tochter wieder verkaufen könnte. Bestehen solche Überlegungen? OTHMER: Die jüngste Forrester-Studie, die diese Gerüchte aufgebracht hat, behauptet, dass die Integration von Baan in die anderen Softwarelösungen des Konzerns wie Foxboro, Wonderware und Aventis nicht weit genug fortgeschritten ist. Das ist nicht so. Wir haben die verschiedenen Softwarelösungen mittlerweile umfassend integriert und auch schon bei Kunden zum Einsatz gebracht. Ich sehe keine Hinweise darauf, dass Baan von Invensys wieder verkauft wird.

CW: Haben Sie mit Ihrem Ansatz, die gesamte Fertigung bis zur Maschinenebene abzudecken, in Deutschland bereits Kunden gewinnen können? OTHMER: Wir haben in Deutschland neue Abschlüsse getätigt - allerdings in der Regel mit unserer betriebswirtschaftlichen Produktpalette. Die durchgängige Integration steht derzeit noch nicht im Fokus. Aber die Vision der kompletten vertikalen Integration ist für unsere Kunden wichtig, genauso wie die Integration der betriebswirtschaftlichen Anwendungen in Front-Office-Anwendungen.

CW: Wird Baan hierzulande denn mit den Produkten jenseits der traditionellen ERP-Linie akzeptiert? OTHMER: Wir werden noch zu oft als reiner ERP-Anbieter wahrgenommen. Das ist aber falsch. Wir haben zum Beispiel weltweit mehr produktive CRM-Anwendungen als Siebel. Wir gelten aus historischen Gründen immer noch als Spezialist nur für ERP. Der Ausbau unserer Produktpalette wird oft übersehen.