Open-Token-Foundation gegen herstellerspezifische Standards, dennoch

OTF-Demonstration mit IBM auf der Networld '89

06.10.1989

DALLAS (IDG) - Bei der jüngsten Interoperabilitäts-Demonstration der Open-Token-Foundation (OTF), die auf der Networld '89 stattfand, war auch IBM mit von der Partie. OTF, Verfechter von nichtherstellerspezifischen Standards sah in der Teilnahme von Big Blue einen eindeutigen Gewinn.

Auf der Basis von drei miteinander verbundenen pysikalischen Ringen, die mit einer Geschwindigkeit von vier MBit pro Sekunde arbeiteten, konnte der Besucher auf der Networld eine Vielzahl von Token-Ring-Produkten in Augenschein nehmen. Zu dem Equipment gehörten 13 verschiedene Typen von Netzwerk-Interface-Karten, sieben Ausführungen sogenannter Media Access Units (MAUs), vier verschiedene Netzwerk-Server, vier Netzwerk-Betriebssysteme und zwei Brückentypen.

IBM-Produkte setzen einen De-facto-Standard

OTF, darum bemüht, den vom IEEE standardisierten Token-Ring in systemübergreifende Implementationen umzusetzen und für die Mitglieder ein Forum für den einschlägigen Informationsaustausch abzugeben, betrachtete diese erste Multivendor-Show als einen großen Erfolg.

Hinsichtlich der IBM-Teilnahme an diesem Ereignis meinte beispielsweise Robert Madge, Präsident des britischen Token-Ring-Anbieters Madge Networks Ltd. und OTF-Mitbegründer. "Wir sind ausgesprochen erfreut über die offizielle IBM-Teilnahme."

Ungeachtet der Spannung zwischen IBM und der OTF seien der Marktführer und die Open Token Foundation auf der NetWorld gut miteinander ausgekommen. Er unterstreicht entgegen anders lautenden Stimmen auch, daß die IBM davon profitieren könne, wenn die Benutzer von einer Vielzahl von kompatiblen Produkten auf dem Markt ausgingen. Madge: "Auf diese Weise wirkt der Token-Ring-Markt stabiler. Ohne Unternehmungen wie zum Beispiel die OTF-Interoperabilitäts-Demonstration, bekommen die Leute den Eindruck, daß es sich beim Token-Ring um ein herstellerspezifisches Produkt handelt."

Bis vor einigen Wochen hatte es noch geheißen, die IBM trete über Third-Party-Anbieter nur indirekt auf.

IBM hält derzeit einen Marktanteil von 90 Prozent auf dem Token-Ring-Sektor. Die IBM-Produkte setzen also einen Defacto-Standard. Vor der OTF-Gründung sorgten die Anbieter dafür, ihre Produkte IBM-kompatibel zu machen, testeten, sie aber nicht zusammen mit anderen Unternehmen.

Zu den übrigen Firmen, die bei der OTF-Demonstration mit dabei waren, gehörten die Andrew Corporation, Apple Computer, Gateway Communications, Madge Networks, Memorex Telex Corporation, NCR, Novell, Proteon, Racore Computer Products, Texas Instruments, Tiara Computer Systems und Western Digital.

Im Rahmen der künftigen OTF-Marschroute ist vorgesehen, auf der nächsten Networld eine Token-Ring-Interoperabilität mit höheren Geschwindigkeiten, die zwischen vier und 16 MBit und bei 100 MBit pro Sekunde liegen, "aufzufahren". Die letztgenannte Rate kann mittels eines Glasfaserinterfaces realisiert werden.

Ansonsten soll in Zukunft mehr Augenmerk auf den Themenbereich Netzwerk-Management und auf den Anwender gerichtet werden.