Osteuropäer locken mit billigen IT-Diensten

20.07.2004
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Cognis lagert Programmierung aus

Gute Erfahrung mit IT-Diensten aus einem neuen osteuropäischen EU-Mitgliedsland hat die Cognis-Gruppe gemacht. Das Unternehmen musste 1999 eine neue IT-Landschaft installieren. Cognis wurde damals als Anbieter von Spezialchemie aus dem Henkel-Konzern herausgelöst und später an eine Investment-Gruppe verkauft. Mit der gesellschaftsrechtlichen Trennung kappte Henkel auch die IT-Versorgung der einstigen Tochter. Für die Cognis-Verantwortlichen tat sich damit allerdings auch die Perspektive auf, die IT neu ausrichten zu können ohne Rücksicht auf Altlasten nehmen zu müssen. "Wir haben uns im Vorfeld des Projekts gefragt, was unsere Kernkompetenzen sind und welche Fähigkeiten wir mit eigenem Personal abdecken wollen. Die Abap-Programmierung gehört nicht dazu", sagte Ralf Stalinski, CIO der Cognis-Gruppe, Düsseldorf.

In der Folge startete der Hersteller, der in rund 30 Ländern mit zirka 8500 Mitarbeitern vertreten ist, unter Mithilfe des Beratungshauses Capgemini ein Projekt zur SAP-Einführung, an dem zeitweilig bis zu 150 Experten beteiligt waren. "Die wesentlichen Gründe für die Auslagerung der Abap-Programmierung nach Wroclaw (Breslau) in Polen waren Kosten und Flexibilität", erinnert sich Stalinski. "Im Rahmen einer SAP-Einführung schwankt der Bedarf an Entwicklungsarbeiten häufig und stark. In Spitzenzeiten haben wir 15 polnische Arbeitskräfte eingesetzt, derzeit sind es drei."

Anfangs übergaben die Cognis-Mitarbeiter nur einfache Aufgaben an die Entwickler in Polen, mittlerweile verantworten die dortigen Kollegen 70 bis 80 Prozent der Programmiertätigkeiten. Damit das Zusammenspiel möglichst reibungslos klappt, waren die wichtigsten polnischen Teamleiter vier Wochen in Düsseldorf, um gemeinsam Prozesse, Kommunikationswege und vor allem Dokumentationsstandards zu vereinbaren. "Anfangs stießen wir damit bei unseren Mitarbeitern in Deutschland auf Widerstand. Die Vorbehalte betrafen vor allem die umfangreichen Dokumentationsanforderungen, die als unnötiger Mehraufwand betrachtet wurden. Es hat sich aber herausgestellt, dass wir dadurch eine deutlich bessere Qualität erzielt haben. Das gilt nicht allein für die Dokumentation. Auch die Programme wurden dadurch besser, und die Iterationszyklen, also Nachbearbeitungsschritte, haben sich deutlich reduziert", schildert Stalinski.

600.000 Euro gespart

Auch finanziell hat sich die Entscheidung ausgezahlt. Insgesamt 1500 Manntage wurden bislang in dem von Capgemini betriebenen Entwicklungszentrum in Wroclaw für Cognis geleistet. Stalinski beziffert die dadurch erzielten Einsparungen auf rund 600.000 Euro pro Jahr. "Wir haben im Vorfeld spezialisierte örtliche Dienstleister in Niedriglohnländern geprüft, uns aber letzten Endes für das Capgemini-Angebot entschieden. Wir wollten den Service aus einer Hand, zudem hat Capgemini Erfahrung in diesem Bereich und uns sehr gute Konditionen angeboten", lobt Stalinksi.