Osteuropa: IT-Werkbank für Mittelständler

03.08.2006
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

So eignen sich laut einer Studie von McKinsey nur knapp die Hälfte der Ingenieure, Physik-, Mathematik- und Statistikabsolventen in Tschechien, Ungarn oder Polen für einen qualifizierten Job bei einem internationalen IT-Dienstleister. In den Industrieländern sind es 80 Prozent. Dadurch relativiert sich die Zahl der tatsächlich verfügbaren Arbeitskräfte. In Indien und China wird zwar ein noch kleinerer Prozentsatz diesen Anforderungen gerecht. Angesichts der hohen Bevölkerungsdichte liegt die absolute Zahl der IT-Spezialisten jedoch deutlich höher.

Zudem scheinen die Studenten in den MOE-Ländern seit dem Abflauen des Internet-Booms das Interesse an technischen Fachrichtungen verloren zu haben. Einer Erhebung von Eurostat zufolge studierten in den alten EU-Mitgliedsstaaten 2003 fast zwölf Prozent aller Absolventen Naturwissenschaften, Mathematik oder Informatik. In den neuen EU-Ländern waren es nur sechs Prozent, in Rumänien und Bulgarien sogar noch weniger. Zum Vergleich: In Indien entfielen im Studienjahr 2003/04 allein auf das Fach Informatik 5,7 Prozent der Absolventen. Damit standen dem Arbeitsmarkt auf einen Schlag 141000 neue IT-Spezialisten zur Verfügung.

Nearshoring in Osteuropa

Vorteile

  • Geografische Nähe zu Westeuropa;

  • kulturelle Nähe;

  • Sprachkenntnisse (Deutsch und Englisch, in Rumänien Französisch);

  • hohes Ausbildungsniveau;

  • niedrigere Löhne als in Westeuropa;

  • politisch stabil (außer Weißrussland);

  • hohe institutionelle Qualität (Rechtstaatlichkeit, wenig Bürokratie).

Nachteile

  • Zum Teil wesentlich höhere Löhne als in Indien oder China;

  • Mangel an IT-Spezialisten.